#fachkräftemangel #deutschland #arbeitsmarkt
Der Fachkräftemangel in Deutschland wird immer sichtbarer. Das Fehlen von Arbeitskräften beschränkt sich dabei nicht mehr nur auf Berufe wie das Handwerk oder Pflegepersonal. Auch die meisten anderen Job-Sparten sind betroffen. Die Lücke im Arbeitsmarkt hat sich seit Jahren angekündigt.
Allein in Berlin fehlen für das kommende Schuljahr etwa 1000 Lehrer. Und in Nordrhein-Westfalen beispielsweise mangelt es an Richtern – so sehr, dass die Anforderungen an Anwälte, umzusatteln, nun herabgesetzt wurden. Künftig braucht es für den Richterberuf dort kein „Prädikat“ mehr, also die Bestnote im Examen, die vormals nötig für den Eintritt war. Woher kommt dieser Mangel an Arbeitspersonal? Die Antwort darauf, warum Arbeitgeber sich händeringend nach Personal umsehen, besteht aus mehr als nur einer Komponente.
Zum Beispiel dem Umstand, dass die sogenannte Boomer-Generation den Arbeitsmarkt zu großen Teilen entweder bereits verlassen hat oder nicht mehr lange daran teilnimmt. Der Marburger Bund etwa warnt, dass fast ein Viertel der 400.000 in Deutschland praktizierenden Ärzte unmittelbar vor der Rente stehen. Und in Nordrhein-Westfalen und Hessen fehlen Juristen – weshalb man in letzterem Bundesland schon davon redet, Verhaftete wieder freilassen zu müssen.
Genug Personal durch die geburtenärmeren Jahrgänge danach? Fehlanzeige. Zudem mangelt es auch aufgrund der veränderten Arbeitsmarktstruktur am Nachwuchs. Eine Auswertung von 860.000 Stellenanzeigen im Auftrag der Bertelsmann Stiftung in der Bauwirtschaft und Gastronomie ergab unlängst, dass viele Firmen sich mittlerweile mit teilqualifizierten Arbeitskräften zufriedengeben und nicht mehr auf einer abgeschlossenen Lehre bestehen.
Der Grund liegt auf der Hand: Immer weniger junge Erwachsene in Deutschland können eine Ausbildung vorweisen, oder streben dies überhaupt an. Martin Noack, Weiterbildungsexperte der Bertelsmann Stiftung, erklärte gegenüber dem Handelsblatt: „Die Studie zeigt, dass auf dem Arbeitsmarkt die traditionelle Zweiteilung in ausgelernte Fachkräfte und ungelernte Hilfskräfte keine Gültigkeit mehr hat.“
Auch die traditionellen Studiengänge wie Medizin oder Jura bringen weniger Absolventen – vor allem, weil an den Universitäten schlicht die Kapazitäten für genug Studienplätze fehlen. Die Geistes- und Sozialwissenschaften erleben derzeit hingegen einen wahren Boom – da deren Berufsprofil allerdings nicht so geschärft ist, verteilen sich die Absolventen auf unterschiedliche Branchen. Nicht wenige streben Teilzeit-Arbeit oder gar die Selbstständigkeit an.
Dieser Fachkräftemangel, der den Arbeitsmarkt jetzt mit voller Härte trifft, hat sich bereits seit Jahren angekündigt. Und nun, im Schatten des Ukraine-Kriegs und der Pandemie, konnte er seine volle Wirkung entfalten. Die Schlagzeile „nicht genug Personal“ werden wir in Zukunft sicher noch häufiger lesen.
Die Lösungsvorschläge aus der Politik kommen bislang halblaut daher. Deutschland als Einwanderungsland für Fachkräfte zu etablieren, daran scheiterte die Regierung unter Merkel ebenso wie aktuell die Ampel. Zu spät kommt die digitale Wende, zu wirtschaftsfeindlich sind die Vorschläge von Ministern, wie etwa Robert Habeck, den Spitzensteuersatz auf 57 Prozent anzuheben. Die Zeit rennt – eine Lösung von Seiten der Politik wird in jedem Fall eher früher als später benötigt.
Ещё видео!