Kath. Stadtpfarrkirche St. Michael in Sonthofen/Oberallgäu -- Südbayern, Deutschland.
1. Plenum
2. Fotopräsentation
Nach 1418 wurde die Pfarrkirche zum zweiten Mal, durch eine veranlasste Brandstiftung am 26. Juni 1540 von Jörg Aufschnaiter der eine Fehde mit dem Markt Sonthofen austrug, vernichtet. Auch der Pfarrhof und weitere 16 Häuser fielen dem Brand zum Opfer.
Beim Wiederaufbau zeigte es sich, dass die durch den Brand herabgestürzten und teilweise zerschmolzenen Glocken ursprünglich eine Stiftung der Herren von Heimenhofen-Burgberg waren, weshalb Magdalena, die Witwe des Kaspar von Heimenhofen, geborene von Stadion und Cousine des Bischofs Christoph von Stadion, Anspruch auf die Schmelzüberreste erhob, die ihr jedoch der Landamman Seneca Nachtrueb vorenthielt, was zu einem erbitterten Streit zwischen beiden führte und der in einem Eklat endete, als Sohn, Schwager und Vetter der Magdalena in die Kirche eindrangen und ohne Rücksicht auf die Heiligkeit des Ortes, die Wappen der Nachtrueb von dessen Kirchenstuhl abschabten.
Indessen war es dem damaligen Augsburger Bischof Christoph von Stadion ein Anliegen, 3 neue Glocken für die Sonthofener Kirche zu stiften. Der Auftrag erging an die beiden Glockengießermeister-Brüder Gregor und Alexander Löffler, da Gregor Löffler 20 Jahre in Diensten der Freien Reichsstadt Augsburg stand. Sein zweiter Vertrag mit der Stadt Augsburg gewährte ihm mehr Freiheit, sodass er von 1537 bis 1540 seine Innsbrucker Werkstatt erneuern konnte. Hier wurden auch diese Sonthofener Glocken von „Maister Gregor und Alexander Löffler, Puchsen-Giesser zu Innspruck im 1540 Iar am XX. Tag Ocktobris" gegossen.
Die dritte und wohl furchtbarste Katastrophe musste die Kirche im 2. Weltkrieg über sich ergehen lassen:
Am Sonntag, dem 29. April erfolgte vormittags um 10 Uhr ein schwerer Tieffliegerangriff auf den Markt. Der Großteil der Bevölkerung war zu dieser Stunde in St. Michael beim Amt, als die feindlichen Flieger kamen.
Dem damalige Kaplan Klemens Berger gelang es noch geistesgegenwärtig, die in Panik geratenen Kirchenbesucher am kopflosen Verlassen der Kirche zu hindern und sie aufzufordern, die Bänke im Kirchenschiff schnellstmöglich zu räumen, sich an die Seitenwände zu drücken, um dort größtmöglich Schutz zu suchen... Nur wenige Augenblicke später durchschlugen mehrere Sprengbomben das Kirchendach und richteten im Mittelschiff schwere Verwüstungen an, und kurz darauf geriet die Kirchturmkuppel in Brand, wodurch der brennende Glockenstuhl, mit der einzigen noch verbliebenen Löffler-Glocke in die Tiefe stürzte, um in der Glut zu verschmelzen.
Noch heute wird es als ein Wunder angesehen und dem Schutz des mächtigen Erzengel-Fürsten Michael zugeschrieben, dass dabei kein einziger Mensch ums Leben kam, und die 12 Schwer- und mehrere Leichtverletzten wieder gesundeten!
Unter großen Opfern ging man an den Wiederaufbau; dabei wurde u. a. das geschmolzene Glockenmetall geborgen und Engelbert Gebhard in Kempten damit beauftragt, in Erinnerung an die drei „Löfflerinnen", aus diesem Erz zwei neue Glocken zu gießen. 1946 wurden der Turm saniert, die Turmkuppel wieder hergestellt und am 19. September die Michaelsglocke und Marienglocke von Gebhard gegossen. Erst 2 Jahre später war die Kirche für die Sonntagsmessen mit Einschränkungen wieder benutzbar. Als 1954 die Amerikaner endgültig abzogen und sich somit die allgemeine Situation verbesserte, konnte der westliche Anbau mit Vorhalle und Emporenaufgängen erstellt, sowie 1 Jahr später Karl Czudnochowsky in Erding mit dem Guss von 2 zusätzlichen Glocken beauftragt werden.
DAS GELÄUTE:
Glocke 1: Gefallenen-Glocke, 1956 von Karl Czudnochowsky, C1, 2100 kg, Inschrift: „Wenn ich ertöne, denkt an eure Söhne, die Blut und Leben für euch gegeben!"
Glocke 2: Michaelsglocke, 1946 von Engelbert Gebhard, Es1, 1300 kg, Inschrift: „405 Jahre durft ich künden dieses Wort, im Namen des Stifters Christian v. Stadion damals Bischof v. Augsburg. Nun trag ich es weiter über Land und Leute im Auftrag des Pfarrers und Dekans des Jahres 1946."
Glocke 3: Marienglocke, 1946 von Engelbert Gebhard, F1, 900 kg, Inschrift: Wir wurden gegossen am 22.10.1540 von G. u. A. Löffler aus Innsbruck. Vom Turm geschmolzen am 29.04.1945 durch feindliche Flieger. Neu aus der Erde gehoben am 19.09.1946 von Gebhard aus Kempten." (Bei beiden Glocken verwendet Gebhard sowohl bei den deutschen, als auch bei den lateinischen Inschriften, welche z. T. den Wortlaut der Löfflerinnen wieder geben, gotische Majuskeln u. Minuskeln!)
Glocke 4: Arme-Seelen-Glocke, 1956 von Carl Czudnochowsky, As1, 550 kg, Inschrift: „Die Toten bewein ich, die Lebendigen mahn ich. Wir beide, die größte und kleinste Glocke wurden 1956 gegossen von Karl Czudnochowsky."
Dem Herrn Stadtpfarrer, sowie dem Herrn Stadtpfarrmesner gilt mein herzlicher Dank!
Dieses Video sei den St.-Michaelanern von Sonthofen gewidmet!
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