„Judenhass“ heißt sein neues Buch. Michel Friedman ist Jurist, Philosoph, Journalist und Talkmaster. In seinem neuen Buch ist Friedman primär Mensch. Ein Mensch, der sich große Sorgen macht, dass nach dem 7. Oktober 23 der Antisemitismus auf den Straßen wieder laut geworden ist und dass die Mehrheitsgesellschaft schweigt.
Es ist Friedman anzumerken, dass ihm das Thema extrem zusetzt. Seine Tonlage ist angespannt. Wie sollte es anders sein? Ein Großteil seiner Herkunftsfamilie ist von den Nazis ermordet worden. Meine Frage, wie er sich erklärt, warum die Mehrheitsgesellschaft schweigt, gibt er an mich zurück: „Wo waren Sie?! Ich hätte Trost gebraucht.“ Ob er mich persönlich meint, frage ich, etwas kleinlaut. Es ist nicht einfach für uns miteinander warm zu werden.
Der Holocaust wirkt noch immer. Als deutsche Christin werde ich vermutlich immer der Fraktion der ehemaligen Täter*innen zugeordnet. Dabei kann ich ihn sehr gut verstehen: Seine Sorge und Wut kann ich nachfühlen. Wie kann es sein, dass die Polizei Juden und Jüdinnen bereits nahegelegt hat, keine Kippa und Davidsterne im öffentlichen Raum zu tragen? Man könne sie sonst nicht schützen, heißt es. „Das wäre das Ende des jüdischen Lebens in einem freien Land.“ Sagt Friedman. Und nicht allein das. Antisemitismus ist nicht allein ein Problem für jüdische Menschen- er ist ein Angriff auf die Freiheit von allen, auf unsere Demokratie.
Das macht Michel Friedman eindrücklich klar.
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