Er ist der große Gewinner der 66. Berlinale: Der Italiener Gianfranco Rosi (51) ist Regisseur, Produzent, Kameramann und Drehbuchautor. Mit dem Goldenen Bären für die Dokumentation «Fuocoammare» hat er nach dem Goldenen Löwen von Venedig 2013 («Sacro Gra - Das andere Rom») innerhalb weniger Jahre wieder einen der wichtigsten Filmpreise der Welt erhalten. Knut Elstermann sprach mit Gianfranco Rosi über diese wichtige Auszeichnung im Berlinale Nighttalk.
Der Lohn ist verdient. Rosi bezeichnet «Fuocoammare» (übersetzt: Feuer auf See) als seine bisher schwerste Arbeit. In Berlin erzählte er: «Ich musste entscheiden, ob ich den Tod zeige. Der Tod kam ja zu mir. Ich wollte bei der Rettung einiger Flüchtlinge dabei sein. Aber nicht alle haben die Flucht übers Meer überlebt.»
Rosi zeigt in seiner Doku den Alltag auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa, nur 70 Kilometer von der nordafrikanischen Küste enfernt. Hier stranden seit mehr als zwei Jahrzehnten nahezu ununterbrochen Flüchtlinge. Der schonungslose Film zeigt sowohl den fast idyllischen Alltag der Inselbewohner wie auch das Elend der Hilfesuchenden. Und er blickt selbst dann nicht weg, wenn Menschen die Strapazen nicht verkraften und sterben.
Ursprünglich kam Rosi nach Lampedusa, um einen Kurzfilm zu drehen. Doch als er das ganze Ausmaß des Elends sah, entschied er sich für eine abendfüllende Dokumentation. Angesichts der aktuellen Flüchtlingskrise, die weit über Lampedusa hinaus geht, möchte er mit seinem Film möglichst viele Menschen errreichen und aufrütteln.
Auf der Berlinale sagte er dazu: «Wir tragen alle die Verantwortung dafür. Ich denke, was derzeit passiert, ist nach dem Holocaust eine der größten Tragödien der Menschheit.» Den Film sieht er nicht als Anklage, stellte Rosi im dpa-Interview klar. «Mein Film hat ein politisches Thema, aber er gibt keine Antworten.»
Geboren wurde Rosi 1964 in Eitrea. Während des dortigen Unabhängigkeitskrieges wurde er als 13-Jähriger mit einem Militärflugzeug nach Italien in Sicherheit gebracht. Seine Eltern blieben zurück. Schule und Studium absolvierte er in verschiedenen Ländern, darunter auch in den USA. International bekannt wurde er 2010 mit «El Sicario, Room 164», einer Dokumentation über einen professionellen Auftragskiller.
Quelle: dpa
Ещё видео!