Frankfurt um 1572 historisch besichtigt, nach einer Vorlage aus dem Jahr 1550. Und was heute noch zu sehen ist. Der Verlag Braun/Hogenberg hat seine Ansichten "der vornehmsten Städte der Welt" mit werbenden Kommentaren versehen. Zitat: "Der größte und herrlichste Teil der Stadt wird Frankfurt genannt." Frankfurt hatte um die 20.000 Einwohner, war also, wie das heutige, nur mittelgroß und trotzdem eine der bedeutendsten Messestädte Europas. Der Begleittext kommt aber mit großen Namen daher. "Frankfurt am Main, eine Reichstadt im Frankenland, vorher Helenopolis genannt, nach der Kaiserin Helena, der Mutter Constantins des Großen." Das ist natürlich eine Legende. Gesichert ist die Existenz eine Kaiserpfalz, die Ludwig der Fromme hier zu Beginn des 9. Jahrhunderts errichten ließ. Dessen Vater, Karl der Große, kommt so ins Spiel: "Die große Stadt heißt Frankfurt, nach der Furt, wie etliche wollen, so die Franken zur Zeit Karls des Großen hier benutzten." Man liest aber auch, dass sie von Karl dem Großen selbst so getauft wurde .. die kleine Stadt heißt Sachsenhausen ... so genannt von einem Sachsen, die damals mit den Franken Krieg führten, und allda hausten". Die besser betuchten Frankfurter waren Nutznießer besonderer Privilegien. "Frankfurt ist von alten Zeiten her unmittelbar dem heiligen Römischen Reich unterworfen, und der Erwählung eines Kaisers zugeeignet." Die Wahl der Herrscher fand im Dom statt. Frankfurts besondere Stellung zum Reich war 1356 mit der goldenen Bulle gefestigt worden. "Nämlich dass da zusammenkommen die sieben Kurfürsten und erwählen einen König. Fürderhin hat man nicht immer die Wahl zu Frankfurt gehalten, wiewohl sie öfter da geschehen ist." Und dann wurde es teuer für die Stadt. Aber es lohnte sich, die gewährten Privilegien waren einträglich. "Frankfurt ist eine allgemeine Kaufstadt nicht allein Deutschlands, sondern von ganz Europa. Zweimal im Jahr vor Ostern und im Herbstmonat kommen zu den Jahrmessen allerlei Kaufleute aus dem Hohen und Niederen Deutschland, aus Italien, Frankreich, England, Polen, Ostland und andern Orten der Welt, bringen allerlei Waren und Güter, verkaufen das zum Teil für Münzgeld, und tauschen zum Teil Ware für Ware." Stifte und Klöster besaßen mehr als ein Drittel des Grund und Bodens, sie unterhielten steuerfreie Wirtschaftsbetriebe, verliehen enorme Kapitalien und erhoben darauf unablösbare Zinsen. Das Finanzgebaren der Kirche verärgerte Patrizier, Kaufleute, und Handwerker. Sie schritten im Verlauf der Reformation zu Enteignung des Kirchengutes. Das gab allerhand Ärger. Schließlich retournierte der Rat die Bartholomäuskirche, nachdem der protestantische Bund dem Kaiser militärisch unterlegen war. 1552, im nächsten Krieg, stand das protestantische Frankfurt an der Seite der Habsburger. Kaiserliche Söldner verteidigten die Stadt, die Söldner protestantischer Fürsten schossen mit Kanonen, ohne große Schäden anzurichten - und zogen schließlich ab. Die Kaiserlichen kassierten beim Rat - und folgten ihnen. Zur wirtschaftlichen Erholung trugen Zugereiste bei - vorwiegend Protestanten, die anderenorts verfolgt und vertrieben wurden. Frankfurt gewährte ihnen Asyl, und es war, infolge ihrer Tüchtigkeit, zum Nutzen der Stadt. So kam es, dass Frankfurts Gassen - wie heute - durch mancherlei Kulturen belebt wurden - . Als die Städtesammlung gedruckt wurde, sprach mehr als ein Drittel der Bevölkerung ausländisch. Die Toleranz war praktischer Natur, man kam ohne Amt für multikulturelle Angelegenheiten aus. Peter Milger
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