Rezitation: Jürgen Holtz
aus dem Hörwerk - „Lauter Lyrik“ - der Hör-Conrady
erschienen im Patmos Verlag
ISBN 978-3-491-91258-8
Vergleichsrezitation: Theodor Kramer (Autorenrezitation)
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Text:
Du warst in allem einer ihrer Besten,
erschrocken fühl ich heut mich dir verwandt,
du schwelgtest gerbe bei den gleichen Festen
und zogst wie ich oft wochenlang durchs Land.
Es füllt dich wie mich der gleiche Ekel
Vor dem Geklügel ohne innern Drang,
vor jedem Wortgekletzel und Gehäkel,
nichts galt dir als der schöne Überschwang.
So zog es dich zu ihnen die, die marschierten,
wer weiß da, wann du auf dem Marsch ins Nichts
gewahr der Zeichen wurdest, die sie zierten?
Du liegst gefällt am Tage des Gerichts.
Ich hätte dich mit eigner Hand erschlagen;
Doch unser keiner hatte die Geduld,
in deiner Sprache dir den Weg zu sagen:
dein Tod ist unsre, ist auch meine Schuld.
Ich setz für dich zu Abend diese Zeilen,
da schrill die Grille ihre Beine reibt,
wie du es liebtest, und der Seim im geilen
Faulbaum im Kreis die schwarzen Käfer treibt.
Daß wir des Tods und Ursprungs nicht vergessen,
wann jeder Brot hat und zum Brot auch Wein,
vom Überschwang zu singen wie besessen,
soll um dich, Bruder, meine Klage sein.
Bilder: Felix Nussbaum *1904 / Osnabrück - † 1944 Auschwitz
entnommen der Sammlung des Felix Nussbaum Museum – Osnabrück
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