HM II, 129 Zehner-Marsch nach Motiven der Opern "Raymond" und "Feensee" von Ambroise Thomas und Daniel Francois Esprit Auber, von Hermann Loßner
Gezeigte Flagge: Flagge des Reichswehrministers (1921-1933)
Zu Zeiten des Deutschen Bundes war das um große Teile des ursprünglichen Territoriums gebrachte Königreich Sachsen auf ein gerade einmal 16 Bataillone starkes Infanteriekontingent, und neben einigen Reiterregimentern, eine Artilleriebrigade sowie einigen Jäger- und Schützenabteilungen zusammengeschmolzen worden. Zu lange hatte der Sächs. König auf Seiten Napoleons wider die übrigen deutschen Brüder gestanden. Und viel hätte nicht gefehlt und Preußen hätte Sachsen komplett anektiert, was aber Österreich unter Metternich, das wiedererstarkte Frankreich unter Talleyrand und zuletzt auch England zu verhindern wußten. So übernahmen die Preußen zum Ausgleich mit den Provinzen Westfalen und Den Rheinlanden die "Wacht am Rhein". Sie zersplitterten damit ihr Staatsgebiet innerhalb Deutschlands über 1200 km von West nach Ost mit etlichen lose gestreuten Ex- und Enklaven von Saarbrücken bis Memel.
Der Komponist dieses Marsches war zw. 1867 und 1873 Stabshornist beim Sächs. Jäger-Bataillon Nr. 12. 1867 war auch das Jahr als die o.g. 16 sächsischen Infanterie-Bataillone zu 8 Infanterie-Regimentern zusammengezogen wurden. Das 9. und 10. Batl. wurde zum neuen 7. K.S. Infanterie-Regiment König Georg Nr. 106, zuerst in der Garnison Chemnitz, später dann in Leipzig.
In den 1850er Jahren hatte Loßner bereits dieses stark von den Tambouren her wirkenden Marsch, der auch Trommelmarsch genannt wurde, im Tempo 112 (1889 auf 114 Schritte die Minute erhöht) für das 10. Sächs. Infanterie-Bataillon geschrieben. Inspiration waren Sequenzen aus den im Titel genannten französischen Opern, deren Aufführungen er in den großen sächsischen Metropolen Dresden, Leipzig, vieleicht
auch das aufstrebende Chemnitz besucht haben wird.
Als in Folge des Waffenstillstands vom November 1918 Wilhelm II. abdanke erlosch damit das legitime Recht des Monarchen, neue Märsche in die Armeemarschsammlung aufzunehmen bzw.per Allerhöchster Cabinets-Ordre (A.C.O.) Truppen Parademärsche
bzw. Präsentiermärsche zuzuweisen.Ab 1919/21 wurden diese Aufgaben jedoch stillschweigend vom Armeemusikinspizient übernommen und vom Reichswehrminister abgezeichnet.So kamen bis 1925/29 noch viele Märsche in die Sammlung, darunter eine stattliche Zahl bayerische. Allerdings hatte man dabei die sächsischen Märsche schlicht vergessen.
Als Prof. Hermann Schmidt - ein Sachse - nun zum Heeresmusikinspizient bestimmt wurde mit der gewaltigen Aufgabe gleich eine ganz neue Sammlung, die Heeresmarschsammlung, zu konzeptionieren, schrieb er in diese alle sächsischen Märsche, die Regimentsmärsche bei Königlich-Sächsischen Verbänden vor 1919 waren. Darunter eben auch der Zehner-Marsch des 7. Infanterie-Regiments. Im August 1933 numerierte er ihn als HM II, 129 ins VDHM.
Als in der "Alten" Bundesrepublik Deutschland Anfang der 60iger Jahre aus ideologischen Gründen der Bedarf an Sächsischen Märschen sich wieder auf ein Minimum beschränkte, übernahm Musikinspizient der Bundeswehr Oberst Wilhelm Stephan dieses klangvolle Stück gerade nicht in die just entstehenden Stimmbücher. Aus anderen ideologischen Gründen wider allem Feudalistischen (das am liebsten jede Ritterburg und jedes Junker-Schloss dem Erdboden gleich gemacht hätte) spielten die Musikkorps der NVA erst die Dekade vor ihrer Auflösung (1990/91) wieder (unverdächtige) Armee- und Heeresmärsche wie Alte Kameraden, den Pepitamarsch, den Helenenmarsch oder eben den Zehner-Marsch aus dem alten Kgr. Sachsen.
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