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Der Schweiz wurde ihre Unabhängigkeit nicht geschenkt: In der Schlacht von Dornach schlugen ihre Truppen 1499 ein Heer unter der Führung des Habsburgerkaisers Maximilian I. Seitdem entwickelten sich Österreich und die Eidgenossenschaft getrennt voneinander – und sehr unterschiedlich. Zwar sind heute beide stabile, wohlhabende Demokratien im Herzen Europas. Doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich deutliche Unterschiede.

Das Erfolgsmodell Schweiz ist vor allem im wirtschaftlichen Bereich sichtbar: eine deutlich niedrigere offizielle Inflationsrate, weniger Staatsschulden, deutlich wohlhabendere Bürger, die noch dazu weniger Steuern zahlen und mit Abstand mehr verdienen als ihre Nachbarn. Dazu kommt noch ein engmaschiges soziales Netz, das Härtefälle auffängt.
Tatsächlich führen viele diesen Wohlstand darauf zurück, dass über viele Gesetze nicht die Bundesversammlung im fernen Bern, sondern der jeweilige Kanton entscheidet. Dadurch fühlen sich die Schweizer gehört, und die Lösungen sind besser auf ihre Bedürfnisse abgestimmt.
Viermal im Jahr werden die Schweizerinnen und Schweizer direkt zu Volksentscheiden an die Urne gerufen. Hier können sie mitentscheiden: Von Umwelt- bis hin zu Asylthemen. Diese Art der direkten Demokratie zwingt die Parteien dazu, um jede einzelne Stimme zu kämpfen – was das Selbstbewusstsein der Bürger steigen lässt. Sie fühlen sich selbstwirksamer und fühlen sich der Gesellschaft stärker verbunden.

Auch international beharrt die Schweiz auf ihrem Sonderweg. Etwa beim Umgang mit der EU, der sie nicht beigetreten ist. Stattdessen unterhält sie mit ihr ca. 100 gegenseitige Abkommen. So kann etwa jeder Schweizer ungehindert in die EU reisen, dort wohnen und arbeiten. Das gilt auch umgekehrt für EU-Bürger.

Allerdings sind die Beziehungen der Schweiz zur EU vor zwei Jahren ins Stocken geraten. Die Schweiz hat 2021 Verhandlungen über eine noch engere Zusammenarbeit abgebrochen. Die EU meint, die Schweiz würde sich nur die Rosinen aus dem Kuchen der Zusammenarbeit herauspicken würde. Die Schweiz hingegen sieht in einer noch engeren Bindung an die EU eine allmähliche Aufgabe ihrer Identität. Angesichts einer erfolgreichen Wirtschaft, exzellenten Bildungsinstitutionen und einer funktionierenden kleinteiligen Politik kann sie sich eine gewisse Distanz zu Brüssel wohl auch noch leisten.

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