Helfer arbeiten bei LaGeSo Berlin Moabit an ihrem Limit – Die Videoreportage von Soldiner Kiez Kurier
„Es sind untragbare Zustände da unten in Moabit, wir müssen etwas machen“, sagte David am Freitag morgen zu seinem Freund Martin am Telefon. Das Gesundheitsamt hatte den Freiwilligen Helfern, die ankommende Flüchtlinge auf dem LaGeSo-Gelände unterstützen, aus Hygenegründen die Zubereitung von Speisen verboten. David „rief ganz fix ein Unternehmen an, das Cateringwagen vermietet, denn die sind ja schon vom Gesundheitsamt abgenommen“, berichtet Martin, lächelt verschmitzt und betritt die neu bereitgestellte Essensausgabe.
„Wir müssen uns hier gegenseitig stärken“, tröstet Ronja die Organisatorin von „Moabit Hilft!“ Diana. Die beiden sind nach einer anstrengenden Woche, mit mehr als 15 Stunden Arbeit am Tag, emotional erschöpft und mobilisieren ihre letzten Reserven. „Wir sind über unserem Limit“, sagt Ronja und stemmt dabei herausfordernd ihre Hände in die Hüften. „Ich kenne Flüchtlingslager in der Türkei. Da ist es besser organisiert. Deutschland kann sich mal ordentlich einen Schämen“, schimpft sie und droht damit die Unterstützungsarbeit einzustellen, wenn der Senat nicht endlich tätig wird. Dabei ist das Spendenaufkommen der Berliner unerwartet hoch, betont sie. „Großartige Unterstützung – Scheiß Politik“, kommentiert Dirk Stegemann, den man auf jeder Anti-Nazi-Demo antrifft und korrigiert das Ende seines Satzes anschließend mit: „Scheiß Politiker.“ – „Wir sind es satt von allen unterstützt zu werden, nur nicht von den Offiziellen“, empört sich Diana Lucienne von „Moabit Hilft!“ – „Wie kann es sein, dass eine Taskforce, die akut Hilfe leisten soll, es noch nicht einmal geschafft hat, hier kurz vor Ort uns zu sagen, dass wir gute Arbeit leisten. Wo ist Herr Czaja, unser Sozialsenator?“
„Wir verteilen! Sollen sie doch die Polizei holen. Ist mir auch egal.“
Auf der Turmstraße, vor der Erstaufnahme treffe ich Dorothea Kaprolat, die zusammen mit ihren muslimischen Freunden Essen für die Flüchtlinge im Vereinshaus von „Freunde für Familie und Jugend e.V.“ zubereitet hat. Nach kurzer Zeit sind die Styroschachteln an die Flüchtlinge verteilt. „Die Security hat gesagt, das ist verboten“, aber ihr ist das Scheiß egal, sagt sie und entschuldigt sich für das benutzte Wort. „Wir verteilen! Sollen sie doch die Polizei holen. Ist mir auch egal.“ Wenn die voll besetzten Busse abfahren, fährt sie mit ihrem kleinen Stadtflitzer hinterher, um zu schauen, wo die Menschen ankommen. „Gut“, sagt sie,“sie werden die Leute nicht heimlich abschieben, aber man muss drauf aufpassen, was mit ihnen passiert.“
Mit zwei Bussen konnten 130 Flüchtlinge an diesem Tag in Wilmersdorf untergebracht werden. Die LaGeSo hatte die Räume dort kurzfristig beschlagnahmt. Am nächsten Tag veröffentlichten die Betreiber einen Hilfeaufruf an ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, mit der Bitte sie beim Einrichten der Notunterkunft zu unterstützen.
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