Doz. Dr. Artur R. Boelderl
Gemeinschaft als Denkform oder Wie man Kant mit Fink, Nancy und Esposito sozialphilosophisch wendet
In Zeiten des Nihilismus ist es geboten, mit Roberto Esposito die Tatsache in Erinnerung zu rufen, dass es in der Philosophie und ihrer Geschichte strenggenommen kein anderes Thema gibt als die Gemeinschaft, insofern alles, was Thema der Philosophie wird, dies nur werden kann infolge des Umstands, dass es Gemeinschaft gibt. Dass Gemeinschaftlichkeit die Form des Denkens sei bzw. letzteres konstitutiv gemeinschaftlich, ist eine andere Art auszudrücken, was Emmanuel Levinas einmal in die prägnantere Wendung gebracht hat, im Bewusstsein sei man stets zu zweit, auch wenn man allein sei. Zur Erläuterung der Tragweite dieses Umstands ziehe ich in meinem Vortrag eine Linie von Kants Kritik der reinen Vernunft (konkret der dort vorgenommenen ›positiven‹ Definition des Seins als »bloß die Position eines Dinges« (B 626), die ungleich seltener Beachtung findet als ihr an derselben Stelle hervorgehobener negativer Aspekt, demzufolge Sein kein reales Prädikat sei) zu den Kant-Lektüren Eugen Finks, Jean-Luc Nancys und eben Roberto Espositos, um so zu einem Verständnis von Sein als Exposition der Disposition der Dinge in uns zu gelangen, sprich: als Gemeinschaft.
Artur R. Boelderl ist Philosoph und Literaturwissenschaftler an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt: Universitätsdozent am Institut für Philosophie (seit 2006) und Senior Scientist am Robert-Musil-Institut für Literaturforschung / Kärntner Literaturarchiv (seit 2018). Ko-Kurator von MUSIL ONLINE (WordPress), Ko-Redaktor von MUSIL ONLINE-Alpha (XML/TEI). Redaktionsmitglied von RISS. Zeitschrift für Psychoanalyse. Übersetzer zweier Bücher und zahlreicher Aufsätze aus dem Englischen bzw. Französischen ins Deutsche, darunter Texte von Jacques Derrida und Jean-Luc Nancy. Forschungsschwerpunkte: (Deutschsprachige) Literatur und (französische) Philosophie des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart, bes. Literaturtheorie, Hermeneutik, Phänomenologie und Dekonstruktion, Philosophie der / und Psychoanalyse sowie Philosophische Natologie; Literaturdidaktik und Literaturvermittlung (online).
Institute Nova revija for the Humanities / Eugen Fink-Zentrum Wuppertal / SIF Praha, Central-European Institute of Philosophy
Die Bedeutung der Philosophie Eugen Finks im Zeitalter des Nihilismus
Tagung im Anschluss an die Publikation Eugen Fink Annäherungen – Approaches – Rapprochements Phainomena 31, 122–123 (2022) [ Ссылка ]
Ljubljana 19. 1. 2023
Organisation und Moderation: Dean Komel und Cathrin Nielsen
Die Tagung steht im Kontext des Forschungsprojekts »Das hermeneutische Problem der menschlichen Existenz und Koexistenz in der Epoche des Nihilismus« (J7-8283), des Forschungsprogramms »Die Humanwissenschaften und der Sinn der Humanität in geschichtlicher und aktueller Hinsicht« (P6-0341) sowie des Infrastrukturprogramms für Promovierung der Humanwissenschaften (I0-0036) am Institut Nova Revija für Humanwissenschaften (INR; Ljubljana, Slowenien), die sämtlich von der Slowenischen Forschungsagentur (ARRS; Ljubljana, Slowenien) finanziell unterstützt werden.
Kooperationspartner ist das von der GAČR Czech Republic (GAP 21-23337J) und der DFG (Germany, Projekt-Nr. 452174347) finanzierte binationale Projekt »Eugen Fink and French Phenomenology« zwischen dem Eugen Fink-Zentrum der Bergischen Universität Wuppertal und dem Department of German and French Philosophy, Faculty of Humanities der Karls-Universität Prag.
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