Die Feier des Stundengebets ist eine alte liturgische Form mit besonderem Wert. Nicht nur Ordensleuten, Priestern und Diakonen gilt sie als Stütze des Tages, zunehmend entdecken auch "einfache Gläubige" und Gemeinden den Schatz von Laudes, Vesper und Komplet. Dies ist gerade in Zeiten zurückgehender Priesterzahlen bedeutsam. Denn natürlich können Morgen- und Abendlob auch dann gebetet und gesungen werden, wenn kein Priester dabei ist. Selbst Konfessionsgrenzen können leichterdings übersprungen werden.
Das neue Gotteslob hat zu dieser traditionellen Form vielfältige neue Elemente zu bieten: eine Ermutigung, das gottesdienstliche Angebot in den Gemeinden zu bereichern und den auch an die Laien gerichteten Auftrag ernst zu nehmen, zum Gebet zusammenzukommen.
Dass gerade hier ein großer Gestaltungsspielraum möglich ist, demonstriert die vorliegende CD, die Mut machen will, sich der Tagzeitenliturgie unbefangen zu öffnen. Morgen- und Abendlob sind dabei bewusst nicht einem bestimmten Festkreis zugeordnet, sondern gelten für die allgemeine Zeit im Kirchenjahr. Angesprochen sind alle, die für Gottesdienst und Liturgie Verantwortung tragen, Geistliche ebenso wie Mitglieder des Pastoralteams und der Liturgieausschüsse, Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker und alle, die sich für das Stundengebet interessieren. Es geht nicht darum, die neuen Psalmmodelle und Hymnen in einer starren Form als "Einstudierungshilfe" zu präsentieren. Vielmehr möchte die CD auf exemplarische Weise zeigen, was man damit machen kann – als eine Gestaltungsmöglichkeit neben anderen.
Beim Morgenlob überwiegt eine eher schlichte klassische Gestaltung, beim Abendlob erfähren die Hörer der CD einen reicheren Umgang mit den einzelnen musikalischen Elementen. Mehrstimmige Gesänge, Kanonführung, instrumentale Improvisationen und der Einsatz verschiedener Soloinstrumente wie Flöte und "Oud" (eine orientalische Kurzhalslaute) ergänzen und bereichern das Gotteslob-Angebot.
Eigens für die CD "Morgenlob – Abendlob – Gotteslob" hat sich ein 13-köpfiger Projektchor, bestehend aus Mitgliedern der Jury der "edition Kirche+Leben" und weiteren versierten Sängerinnen und Sängern, zusammengefunden. Sauber intonierend, stimmlich homogen und ausdrucksstark, widmet er sich den unterschiedlichen Formen der Psalmen- und Taizégesänge, Hymnen und Chormotetten. Dabei ist stets eine tiefe verinnerlichte Spiritualität spürbar, die sich unmittelbar auf den Hörer überträgt.
Einstimmige und mehrstimmige Gesänge stehen gleichberechtigt nebeneinander, alles ist musikalisch wohldurchdacht, abwechslungsreich gestaltet und bleibt auf wohltuende Weise stets unaufdringlich. Die Balance zwischen Meditation und musikalischer Spannung ist auf der CD wunderbar getroffen. Gleichzeitig macht sie dem Hörer Mut, sich selbst auch einmal an das "Abenteuer Tagzeitenliturgie" heranzuwagen. Gerade weil auf aufwändige musikalische Mittel verzichtet wird, hat die spirituelle Ausstrahlung einen besonderen Reiz. Das Oud ist zwar ein besonderes Instrument, könnte aber auch durch eine Gitarre ersetzt werden.
Die Leitung des Morgenlobs liegt in den Händen von Stefan Decker, Regionalkantor in Vechta, das Abendlob leitet Wolfgang Schwering, Bezirkskantor in Xanten; beide greifen darüber hinaus in die Tasten von Orgel und Klavier. Auch Bezirkskantor Thomas Kleinhenz aus Lüdinghausen lässt das Klavier im Kirchenraum sprechen: So gewinnen das beschwingte Magnificat von Alan Wilson und das wunderschöne Morgenlied "Behutsam leise nimmst du fort" noch einmal besonders an Farbe.
Zur intensiven Ausstrahlung der CD tragen nicht zuletzt die einfühlsam gesprochenen Texte von Markus Nolte und die improvisatorischen Elemente bei, mit denen Ulrich Ingenbold (Flöte und Oud) vertiefende Akzente setzt. Die Aufnahmen entstanden in der katholischen Kirche St. Josef in Münster Kinderhaus – ein kleiner Kirchenraum mit dichter Atmosphäre, die auf das Ensemble anregend wirkte. Die Hörer dürfen sich darauf freuen.
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