Erfindergeist: Der Klein-Dieselmotor stammt von einer Rüttelplatte, zu DDR-Zeiten wurde er in diesen Traktor Marke Eigenbau eingebaut. Der ist ein echtes DDR Zeitzeugnis, selbst gebaut: Chassis und Gestell aus einem Opel aus der frühen Nachkriegsproduktion, Getriebe aus LKW-Teilen, zum Beispiel vom LKW Garant aus Zittau und von Multi Car aus Waltershausen. Das alles ergibt ein ganz besonderes Fahrgefühl. Jetzt steht das Fahrzeug im Museum Blankenhain.
In der DDR war oftmals Kreativität gefragt, um Fahrzeuge und Gerätschaften für die Arbeiten in der kleinen Feierabend Landwirtschaft zu bekommen. Tüftler und Bastler haben sich ans Werk gemacht, um aus Schrottteilen, aus Teilen von Motorrad, Trabi, LKW ganz neue DDR Landmaschinen, Traktoren, Schlepper, Trecker zu schrauben. Daraus sind Oldtimer entstanden, in denen sich der Tüftler-Geist von damals zeigt. Heute stehen die Eigenbau Traktoren teilweise im Landwirtschaftsmuseum Blankenhain oder immer noch in den Werkstätten und Garagen der Schrauber von damals. In jeweils einer kurzen Doku zeigen wir eine Serie über alte Arbeitsmaschinen aus der Landwirtschaft Marke Eigenbau. Die jetzigen DDR Oldtimer Traktoren konnten oft nicht nur Heu, Obst oder Ernte transportieren, sondern teilweise mähen, pflügen, fräsen, Holz verarbeiten oder Löcher bohren konnten.
Ein Film aus der Reihe „Kuriositäten aus der Landwirtschaft“, einer Unser Land Serie von 2011.
Autor: Christoph Schuster
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BEITRAGSTEXT / MANUSKRIPT
O-Ton Jürgen Knauss, Direktor Deutsches Landwirtschaftsmuseum Schloss Blankenhain: „Also das Fahrgefühl ist irgendwie irre! (...) So zwischen Moped, Motorrad, Traktor, PKW (...) Es ist ein Spielzeug für Erwachsene, obwohl mal aus der Not geboren ...“
… um dem Mangel an Landmaschinen während der DDR-Epoche zu begegnen. Deshalb ist Direktor Jürgen Knauss von solch einem Eigenbau-Vehikel geradezu begeistert und gönnt sich manchmal eine Fahrt, damit es in seinem Landwirtschafts-Museum Blankenhain keinen Rost ansetzt. Ein solches Gefährt ist ein DDR-Zeitzeugnis.
O-Ton Jürgen Knauss: „Das ist also so ein typischer Marke Eigenbau, Chassis und Gestell ist eben aus einem Opel und zwar so eine frühe Nachkriegsproduktion und diese zwei Teile hier, die stammen von einem DDR-Geräteträger RS 09, das Getriebe ist aus mehreren Teilen zusammengesetzt, nämlich aus LKW-Teilen vom Bereich LKW Garant aus Zittau und Multi Car aus Waltershausen und die Besonderheit ist eigentlich das hier, das ist ein sogenannter KVD-Kleindieselmotor aus Grunewalde und der fand Verwendung in verschiedenen Baumaschinen unter anderem stammt der hier von einer Rüttelplatte.“
Von der Rüttelplatte zum Schlepper, der Erbauer ist zwar unbekannt, aber er muss ein begnadeter Tüftler gewesen sein.
O-Ton Jürgen Knauss: „Ja, so rüttelt die Rüttelplatte!“
Solche Vehikel gehörten in der DDR zum Dorf-Alltag, als Zugmaschine, Erntehelfer, Transporter oder Ackergerät, für all jene, denen der Staat noch Restflächen zur Bewirtschaftung überließ.
O-Ton Jürgen Knauss: „Es gab einfach Fälle in denen eine Zulassung komplett verweigert wurde, weil derjenige einfach bekannt als staatskritischer Mensch war.“
Im Grunde aber war die DDR auf die tollkühnen Männer in ihren abenteuerlichen Kisten angewiesen ...
O-Ton Jürgen Knauss, Direktor Deutsches Landwirtschaftsmuseum Schloss Blankenhain: „Ansonsten war’s eigentlich so, dass die Fahrzeuge recht unproblematisch eine Zulassung bekommen haben, warum weil es lag ja eigentlich auch im Interesse des Staates, seiner Bevölkerung immer mehr ordentliche Versorgung zukommen zu lassen und da dies Kleinlandwirtschaften, diese 0,5 Hektar-Landwirtschaften, teilweise so produktiv oder noch produktiver waren wie die ganze LPG. Diese Kleinlandwirte haben eigentlich das Gros der Versorgung der DDR aufrechterhalten.“
Aber nicht allein wegen des Interesses an Historischem oder an Kuriosem liegt Museumsdirektor Jürgen Knauss so ein Eigenbau-Vehikel am Herzen. Dieses Gefährt zeugt vom Erfindergeist, vom Improvisationstalent und vom Durchhaltevermögen eines unbekannten Erbauers in einer Zeit des Mangels.
Bei solchen Fahrzeugen menschelt es durch und durch.
O-Ton Jürgen Knauss, Direktor Deutsches Landwirtschaftsmuseum Schloss Blankenhain: „Jedes ein Einzelstück, jedes mit einer eigenen Geschichte, Also wer kommt auf die Idee einen Rüttelplattenmotor mit LKW-Getriebeteilen auf ein PKW-Chassis zu bauen, um dann danach irgendwelches Kleintierfutter einzufahren oder im Wald irgendwelches Spaltholz zu holen, das ist einfach die Skurrilität, die Einmaligkeit, das ist eigentlich das, was an diesen Eigenbautraktoren so interessant und so spannend ist.“
Eine Maschine wie der Rüttelplatten-Schlepper war eben nicht nur Gefährt, sondern, selbst wenn manchmal bockig.
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