HM II, 3 (auch AM I, 106) Parademarsch der Langen Kerls von Marc Roland, aus dessen Filmusik "Fridericus" (1922), arrang. von Oskar Hackenberger, wird im Tempo 114 geblasen.
Gezeigte Flagge: Flagge des Reichswehrministers (1921-1933)
"Das 'Verzeichnis Deutsche Heeresmärsche' besteht aus tausend Irrtümern und Fehlern", so oder so ähnlich sagte es die Koryphäe deutscher Militärmusik J. Toeche-Mittler. Kein Fehler indessen war es, diesen erst 1922 als Filmmusik zum Stummfilm-Vierteiler "Fridericus Rex" komponierten und erst 1926 in die Sammlung I der Armeemarsch-Sammlung aufgenommenen, historisierenden Marsch des Komponisten Marc Roland in die Sammlung II des VDHM zu schreiben. Armeemusikinspizient Hackenberger, der eine militärtaugliche Fassung dieses Stücks arrangiert hatte, hatte auch sogleich bestimmt: "[Das Stück] wird im Tempo 114 geblasen". Nichsdestoweniger verfügte er des Stückes Aufnahme in die immer noch verhandene Armeemarsch-Sammlung und weigerte sich bis zu seinem Tode 1929, irgendeine geeignete Marschkomposition in die bereits 1925 vom Reichswehrministerium angeordnete neue Heeresmarsch-Sammlung hineinzuschreiben. Das wurde alsdann zur vorrangigen Aufgabe seines Nachfolgers: Heeresmusikinspizient Prof. Hermann Schmidt.
Warum dann aber eine derart niederige Numerierung bei einem so jungen Marsch? War unser vormaliger sächsischer Musikmeister bei der Bataillonsmusik vom III. Btl. des 10. (Sächs.) Infanterie-Regiment womöglich doch nicht die geeignete Person zur Umsetzung der Richtlinien von 1925 als er 1929 zum Armee-/Heeresmusikinspizient ernannt wurde? Und Schmidt benötigte noch einmal schlappe vier Jahre bevor 1933 das Verzeichnis Deutsche Heeresmärsche endlich in Druck gehen und an alle Musik- und Trompeterkorps ausgegeben werden konnte.
Weil der Sammlung Deutsche Heeresmärsche ohnehin keine große Zukunft bevorstand, muss diese Frage offen bleiben. Oder: sie spaltet bis auf den Tag mit denselben Polarisierungen die Geister, wie die "Fridericus-Rex-Saga" des ungarischen Regisseurs und Produzenten Arzén von Cserépy 1920-1923 es tat. Die einen sahen darin modernstes Kino, dass sich expressiv Ausdruck verschaffte und beinahe schon antikriegerisch und pazifistisch die nichtsnütze Fatalität und letzliche Sinnlosigkeit eines Krieges und dessen Drumherum darstellt. Wieder andere empfanden es als schnöden Schinken des wieder einmal bemühten Heroismus, der doch Heimat und Heer von allen gegenwärtigen und kommenden Übeln befreit hätte, wäre an der Front nur ein paar Wochen oder Monate länger in heroischer Aufopferung durchgehalten worden. Im letzten Augenblick hätte man den Endsieg - ein zweites Leuthen - vielleicht doch noch erreicht. Manche wünschten sich womöglich gleich die Guten Zeiten unter einem guten und sie bestens regierenden Preußen-König zurück. Warum hatte man Kaiser W. II. gleich ins Exil geschickt? Und wofür war man noch einmal so lange im Felde gestanden? Um jetzt von roten vaterlandslosen Gesellen im Zusammenspiel mit einem internationalen Finanzjudentum, das einem eine soeben überstandene gewaltige Inflation beschert hatte, einen 5 Generationen währenden versailler Frieden diktiert zu bekommen? Was für eine unsägliche Weltverschwörung wider Deutschland. Auch Herrschaften dieses politischen Spektrums fanden in diesen Fridericus-Kinofilmen ein Stückweit ihr Rüstzeug und sehnten sich um so mehr nach dem Starken Mann, jener Führerfigur, die sich des Volkes weiteres Schicksal annimmt (ein Schicksal so wie offenbar schon Friedrich II.es zum eigenen machte), es gestaltet und endlich, endlich jenes geschundene Volk aus den Tiefen des Niedergangs herausholt, es befreit.
10 Jahre später zwischen 1933 und 1945 befreite dieser ersehnte Starke Mann (und seine Helfer!) Deutschland schließlich von allem; vom Rechtssystem, von Roten, von Juden und Zigeunern und jeder anders gearteten Minderheit, von Andersdenkenden und Andersgläubigen, von Anstand, Moral, Ethik, von wahrer Geschichte und echter Kultur usw. usf.. Nach 1945 hörte diese Befreiung jedoch nicht auf. Von jeder Großstadt, ja selbst kleinsten Mittelstädten, die zum Großteil in Schutt und Asche lagen, war das Land inzwischen befreit, von seiner kompletten Infrastruktur; überhaupt von weiten Teilen seines Staatsgebiets, dass man von den Menschen, die darauf lebten, gründlichst befreit hatte, war das Land befreit. Die staatliche Einheit - wieder mal davon befreit. Die Souveränität - davon befreit. Man vergaß nur die Welt vom Deutschen Volk insgesamt zu befreien, einen Zug der Lemminge nach Helgoland zu formieren und die überlebenden Deutschen schiffsladungsweise über die Klippen in der Nordsee zu versenken. So konnte es letzlich passieren, dass Militärmusikinspizient der Bundeswehr Oberst Stephan diesen Marsch 1961/62 als ersten Marsch in den Band II der Marschbücher der Bundeswehr nehmen konnte. Er trägt die Armeemarsch-Nr. AM II, 101. Warum eigentlich?
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