Armin Laschet kommt nicht aus dem Quark. In den Umfragen stürzt die CDU immer weiter ab. Seine Partei schäumt vor Wut. Für sie heißt ein zu schlechtes Ergebnis Opposition. Und wenn es ganz übel kommt: Kein Mandat.
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Wenn man in diesen Tagen aufmerksam durch die Straßen Deutschlands fährt, sieht man sie, die Parteisoldaten. Man sieht sie Plakate aufhängen, oder an Haustüren klopfen. Auf Markplätzen im Gespräch, oder am Reden halten. Wahlkampfmodus. Alle packen an. Selbst die, die eigentlich genug hatten vom Establishment. Nur einen sieht man nicht: Armin Laschet.
Die Christdemokraten sind an einem historischen Tiefpunkt angekommen. Gerade mal 23 Prozent der Deutschen würden die Partei derzeit wählen. Das sagen zumindest die Umfragen. Demnach reicht es mittlerweile nicht nur für eine Ampel aus Grünen, SPD und FDP – es reicht auch für ein rot-rot-grünes Bündnis aus SPD, Linken und Grünen. Das sorgt bei den Mitgliedern der Partei für Kopfschütteln. Bei den Bundestagskandidaten sorgt es für pure Verzweiflung.
Die entscheidende Frage, die sich von der ersten bis in die fünfte Reihe gestellt wird: Wo ist CDU-Chef Armin Laschet? Und wann fängt er mit dem Wahlkampf an?
Habeck, Baerbock und Scholz im Wahlkampfmodus
Ab Sonntag kann deutschlandweit per Briefwahl abgestimmt werden. Auf den Plakaten der Grünen, die seit Wochen in jeder Ortschaft hängen, steht „Schon jetzt Zukunft wählen“. Die Parteispitze hat den Sommer genutzt, um auf Stimmenfang zu gehen. Montag fand schließlich der offizielle gemeinsame Wahlkampfauftakt in Hildesheim statt. Seitdem touren Habeck und Baerbock quer durch die Republik.
Auch Olaf Scholz nimmt einen Termin nach dem anderen wahr. Während die Parteivorsitzenden Esken und Walter-Borjans sich brav zurücknehmen, bekommt er seine Sternstunde. Und nutzt sie. So gut wie täglich macht der SPD-Kanzlerkandidat Wahlkampf. Bei fast jedem Thema zeigt er als Finanzminister Präsenz. Und wird gesehen. Derzeit ist er in den Umfragen der beliebteste unter den drei Kanzlerkandidaten.
Im Konrad-Adenauer-Haus scheint man unterdessen sicher zu sein, dass es unter den Wählerinnen und Wählern sowieso noch kein Interesse für die Bundestagswahl gibt. Die heiße Phase beginne erst vier Wochen vor der Wahl, heißt es dort.
Laschet gelingt es nicht aus der Defensive herauszukommen
Auch wenn es stimmt, dass sich viele Menschen traditionell erst kurze Zeit vorher mit der Wahl beschäftigen - ist es auch Teil der Wahrheit, dass immer mehr auf Personen zugespitzt wird. Wenn es Laschet nicht gelingt, das Blatt in den kommenden Wochen zu wenden, könnte er an seiner aktuellen Unbeliebtheit scheitern.
Doch von großen Bemühungen fehlt bisher jede Spur. Ein Mitglied der Südwest-CDU klagt gegenüber FOCUS Online: „Wir fragen uns, was Armin Laschet eigentlich den ganzen Tag macht."
Zwar muss er als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen (NRW) nebenbei ein Bundesland regieren, allerdings nimmt ihm sein Staatskanzlei-Chef Nathaniel Liminski auch jede Menge ab. Und obwohl er viele Stunden in das Krisenmanagement der Flutgebiete in NRW steckt, macht er dort am Ende eine unglückliche Figur. „Wir hätten nie gedacht, dass Laschet während der Flutkatastrophe so versagen kann“, sagt ein Partei-Kollege darüber zu FOCUS Online.
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Der CDU droht zum ersten Mal nach 16 Jahren die Opposition
Dass Laschet derzeit nicht mehr so richtig aus der Defensive kommt, bekommt seine Partei zu spüren. Der Wahlkampfauftakt in Rust: abgesagt. Die ersten Termine für Laschets Deutschland-Tour: verschoben. Das Ergebnis: Mittlerweile würden nur noch zwölf Prozent der Deutschen den CDU-Vorsitzenden zum Kanzler wählen.
Viele seiner Kollegen aus den ersten Reihen der CDU und CSU schreiben ihm dieser Tage. Sie wissen, dass ein schwaches Ergebnis für sie zwei Dinge bedeuten wird: Schneidet die Union zu schlecht ab, könnte ein Ampel-Bündnis die Regierung stellen. Das hieße für CDU und CSU zum ersten Mal seit 16 Jahren Opposition. Zum anderen gehen mit den Stimmen auch die Mandate flöten. Wer gestern noch einen sicheren Listenplatz hatte, muss sich vielleicht Ende September einen neuen Job suchen. Ein Kandidat sagt zu FOCUS Online: „Mit dem Wissen von heute, gäbe es einen viel besseren Kanzlerkandidaten für die Union und der heißt Markus Söder.“
Eigentlich ist Laschet auch dafür bekannt, das Feld von hinten aufzuräumen. In dieser Woche nimmt er die ersten Treffen in Hessen und Sachsen wahr. Am 21. August soll es eine komprimierte Version von Rust geben. Vielleicht gelingt es dem Rheinländer, dass seine Parteisoldaten doch noch etwas haben, wofür es sich lohnt zu kämpfen. Oder besser noch: Er zieht mit ihnen in die Schlacht.
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