"Noah war ein Archetyp", 3sat-Festival 2007
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Da sich offensichlich viele mit dem Verständnis dieses Liedes schwer tun, hier wortwörtlich Bodo Wartkes Kommentar dazu (Quelle: Interview auf der DVD "Noah war ein Archetyp"):
"Ich gebe vor, Amerika zu kritisieren, und zwar dumpf. Also das Lied ist aus der Sicht einer Person, die eben dumpfen Antiamerikanismus von sich gibt, aber tatsächlich sind alle Sachen, die ich da nenne, die in Amerika sehr wohl passieren, alles schlimme Dinge, die in Deutschland auch passieren, passiert sind, und zum Teil sogar schlimmer. Eigentlich ist es ein Lied über - gegen, nicht über, sondern gegen - dumpfen deutschen Antiamerikanismus. Also lass uns mal bitte erst mal vor der eigenen Tür kehren, bevor wir andere kritisieren. Das ist schön und einfach und auch berechtigt, aber berechtigt ist genauso, tatsächlich erst mal vor der eigenen Tür zu kehren. Und diesen Dreh des Liedes, der erst ganz am Schluss so durch die Hintertür kommt, den checken viele nicht."
Und hier noch Bodos Stellungnahme in seinem Gästebuch auf den Vorwurf "[...] aber mir missfällt dein Antiamerikanismus und die Relativierung des Nationalsozialismus! Gleichsetzung von Gestapo und NSA/FBI, Befreiung des Iraks ist Suche nach "Lebensraum" und Kolonialisierung, ... " (Eintrag #6910):
"Mein Lied 'Die Amerikaner' ist nur scheinbar antiamerikanistisch. In Wahrheit, wie die letzte Zeile 'Gut, dass solche Sachen bei uns in Deutschland nicht passieren. / Denn sonst könnten wir die Amerikaner ja nicht so einfach kritisieren.' deutlich macht, geht es mir darum, dumpfen deutschen Antiamerikanismus zu geißeln, nach dem Motto: 'Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen schmeißen!' Denn all die Dinge, die ich als vermeintlich 'typisch amerikanisch' hinstelle, passieren in Deutschland auch bzw. sind passiert - und das zum Teil sogar wesentlich schlimmer, siehe etwa die Massaker an deutschen Schulen.
Darum geht es mir in Bezug auf den Antiamerikanismus!
Was den Nationalsozialismus betrifft, relativiere ich ihn nicht. Ich stelle ihn nur in Relation. D.h. ich bringe amerikanische und deutsche politische Handlungen/Taten in Relation zu zweien der Nationalsozialisten, nämlich die Bespitzlung und die Foltermethoden des CIA zu denen der Gestapo sowie die Eroberung von ölfördernden Ländern durch die amerikanische und alliierte Armeen (u.a. die bundesdeutsche) mit den Eroberungen der deutschen Armee in Russland, Polen und dem Baltikum. Ich zeige dadurch, daß der Unterschied zwischen diesen beiden Vorgehensweisen im Grunde nicht sehr groß ist (die Motive sind sich nicht ganz unähnlich, nämlich der vermeintliche 'Schutz' des Vaterlandes vor 'Feinden im Innern' und die Sicherstellung des 'Überlebens' der eigenen Bevölkerung durch kriegerische Maßnahmen - hier Lebensraum, dort Energierohstoffe).
Was ich nicht tue - und ich glaube, das dies in Deiner Kritik mitschwingt - ist die heutige Außenpolitik der Amerikaner mit dem Holocaust durch die Nazis zu vergleichen."
