Schütz: EU-Bürokratie wird Nachwuchsprobleme bei Pflegeberufen verschärfen
(Dresden/03.04.2012) Zum heute im Landtag behandelten CDU/FDP-Antrag "Kein Abiturzwang für Gesundheits- und Pflegeberufe - Zehnjährige allgemeine Schulbildung beibehalten" erklärt Kristin Schütz, sozialpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Sächsischen Landtag:
"Bereits im Sommer vergangenen Jahres wurde durch die Europäische Kommission eine Änderung der Berufsanerkennungsrichtlinie vorgeschlagen: Ein Kernpunkt dabei ist, die Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung zu Krankenschwester und -pfleger, zur Hebamme und zum Entbindungshelfer anzuheben. Danach soll nur noch derjenige Absolvent einen dieser Berufe ergreifen dürfen, der nicht - wie bisher - zehn Schuljahre, sondern zwölf Schuljahre abgeschlossen hat. Das kommt in Deutschland faktisch einer Abiturpflicht gleich.
In Ländern, in denen die allgemeine Schulpflicht im Alter von vier Jahren beginnt, etwa in den Niederlanden oder in Irland, ist dies weitgehend unproblematisch. Da unser deutsches Schulsystem aber die vorschulischen Kindergartenjahre der außerschulischen Bildung zuordnet, bedeutet die Forderung der Europäischen Kommission das Abitur als Zugangsvoraussetzung, um den Beruf einer Krankenschwester, eines Krankenpflegers oder einer Hebamme zu ergreifen.
Wir wollen junge Menschen für helfende Berufe gewinnen. Und das erreichen wir nicht, indem wir ein 'Pflege-Abi' einführen und damit die Hürden für den Start in die Pflegeausbildung anheben. Die in Deutschland ausgebildeten Pflegekräfte und Hebammen erfüllen die Qualitätsstandards, die im europäischen Raum gelten, voll und ganz. Und ich möchte betonen, dass die hier ausgebildeten Krankenschwestern, Krankenpfleger und Hebammen europaweit sehr anerkannt sind.
Die Gleichmacherei der EU-Bürokratie wird am Ende einen verschärften Fachkräftemangel hervorrufen. Aber genau diese Fachkräfte - jede Krankenschwester und jeder Krankenpfleger - werden gebraucht. Eine Akademisierung der Pflegeberufe ist der völlig falsche Weg, um diesen Prognosen gerecht zu werden. Schon jetzt kämpfen die Pflegeeinrichtungen um den raren Nachwuchs.
Daher wollen wir an der zehnjährigen Schulpflicht festhalten und somit möglichst vielen Interessenten den Weg in den Pflegeberuf öffnen, statt ihn durch neue Hindernisse versperren. Wir können es uns nicht leisten, auf gute Nachwuchskräfte zu verzichten."
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