Alice Weidel bedient sich in ihrer Rede hier an einem ganz besonderen Phänomen: dem Framing. Nicht bemerkt? Das geht vielen so. Gehen wir dem mal etwas genauer auf den Grund.
Framing kommt vom englischen Wort "frame" und das bedeutet Rahmen. Framing soll ausdrücken, dass die Auswahl von bestimmten Worten bei einem Thema einen Interpretationsrahmen vorgibt. Ein Glas ist zum Beispiel halb voll oder halb leer. Die Information ist dieselbe. Aber die Wirkung ist ganz unterschiedlich.
Politiker, Wirtschafts- und andere Interessenvertreter setzen ein solches Framing oft ein. Kommen wir zurück auf unser Beispiel. Flüchtlingswelle. Auf den ersten Blick sagt uns das Wort: Viele Menschen fliehen. Doch die Verbindung von Flüchtlingen und Welle schafft einen negativen Rahmen. Geflüchteten werden zu einer Welle gemacht, ähnlich einer Naturkatastrophe. Eine Gefahr für die anderen Menschen. Das entspricht natürlich nicht der Wahrheit.
Schauen wir uns ein weiteres Streitwort an: Steueroase. Der Begriff soll beschreiben, dass manche Länder attraktiver sind als andere, weil sie keine oder nur besonders niedrige Steuern auf das Einkommen oder Vermögen erheben. Doch das Wort verschweigt, dass es hinter den Kulissen auch nicht so paradiesisch ablaufen kann: Denn neben der legalen Steuervermeidung werden diese Orte auch für illegale Geschäftspraktiken wie Geldwäsche und Steuerhinterziehung genutzt.
Grundsätzlich ist Framing überhaupt nichts Schlimmes. Mit jedem Satz, den wir sagen, schaffen wir einen Rahmen. Oft ohne, dass wir das beabsichtigen. Interessenvertreter setzen Framing allerdings sehr gezielt ein, um die Meinung der Menschen zu beeinflussen
Daher ist es wichtig, dass man immer hinterfragt, was diese Personen mit der Auswahl ihrer Worte erreichen wollen.
Beitrag von Ronja Tillmann und Arno Lucaßen
. Politik in zwei Minuten ist eine Kooperation zwischen der Kölner Journalistenschule (KJS) und phoenix.
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