Auszeichnung für Gut Fahrenbach in Witzenhausen: Für sein "besonderes Tierwohlkonzept und die Stärkung des regionalen Handwerks" erhält der Hof den Bundespreis Ökologischer Landbau.
Shakira, Mexiko, Rhein und Mosel - Sven Gabriel gibt allen seinen Rindern auf Gut Fahrenbach einen Namen. Für ihn gehören sie zur Familie und bekommen schon als Kälbchen ein Versprechen: Sie werden nicht in einem Schlachthaus landen, wo sie in einem kalten, gekachelten Raum Angst und Schrecken erleben. Schlachten ohne Stress für Tiere - das ist Hofbetreiber Gabriel wichtig. Mit der Schlachtung ende zwar das Leben, nicht aber der Tierschutz, davon ist er überzeugt.
Und so lässt der Bio-Landwirt aus Witzenhausen (Werra-Meißner) seine Tiere in einer mobilen Schlachtbox auf dem Hof schlachten. Das Tier wird in einen Betäubungsstand geführt, dort fixiert und mit dem Bolzenschussgerät betäubt. Dann wird es mit Seilwinden in die Schlachtbox gezogen und blutet dort aus, mit dabei ein amtlicher Tierarzt. Der Tod in der gewohnten Umgebung bedeutet weniger Stress für Tier und Halter - davon ist Gabriel überzeugt.
Rund 200 Aberdeen-Angus-Rinder leben auf Gabriels Hof. Acht Mitarbeiter bewirtschaften insgesamt 240 Hektar. Die Tiere durchlaufen ihr ganzes Leben auf dem Hof. Alles, was die Tiere fressen, wird auf dem Hof angebaut. Nur bei Wetterextremen muss Futter von anderen Ökobetrieben zugekauft werden. Die Produkte, die auf dem Hof entstehen, werden regional vermarktet. Neben Fleisch sind das auch Getreide und verschiedene Öle.
Gabriel sieht Landwirtschaft als Lebensraum - nicht nur für Menschen, sondern auch für alle anderen Lebewesen. Man müsse sich im Klaren darüber sein, wie man mit der Umwelt umgehen wolle, so der Landwirt. Dazu gehöre weder Gift auf die Ackerflächen noch ins Tierfutter.
Bundeslandwirtschaftsministerium: Preiswürdiges Konzept
Für dieses Konzept ist der Hof jetzt mit dem Bundespreis Ökologischer Landbau ausgezeichnet worden. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat den Preis am Donnerstag auf der diesjährigen Grünen Woche in Berlin übergeben. Die Auszeichnung bekommen Gabriel und sein Team für "das besondere Tierwohlkonzept und die Stärkung des regionalen Handwerks".
Der Impuls, sich zu bewerben, sei nicht von ihm gekommen, sagt Gabriel. Er habe vorher gar nicht reflektiert, ob das, was man auf dem Gut mache, preiswürdig sei. Doch kurz vor Einsendeschluss habe er die Bewerbung dann doch eingereicht. Die Freude über seinen Preis sei dann groß gewesen, besonders bei seiner Frau und den den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf dem Hof.
Seit 38 Jahren wird auf Gut Fahrenbach Ökolandbau betrieben. Gabriel und seine Frau Sarah haben den Hof 2017 übernommen und das Konzept weitergeführt. Studiert haben beide an der Witzenhäuser Agraruniversität - ebenso wie ihre Vorgänger.
Eine, die den Hof in den 1980ern mitgegründet hat, ist Brigitte Weidinger. Sie steht auch heute noch oft im Hofladen. Damals seien nicht alle vom Öko-Konzept begeistert gewesen - auch im Dorf. "Ökolandbau wurde überhaupt nicht ernst genommen, erinnerte sie sich. Doch nach fünf bis zehn Jahren habe sich das geändert. "Wir haben sogar Maschinengemeinschaften gegründet", sagt sie.
Aber auch heute stoße er immer noch auf Unverständnis der Berufskollegen, sagt Gabriel - zum einen weil er die Tiere nicht lebendig ins Schlachthaus bringe, aber auch für sein insektenfreundliches Mähwerk. Gabriel versteht das nicht, schließlich könne er nur mit dieser Technik verhindern, dass 80 Prozent der Insekten beim Mähvorgang sterben.
Sein Wunsch: dass noch mehr Bauern Verantwortung für die Natur übernehmen, die sie bewirtschaften. "Wir alle sind selber gefragt, Verantwortung zu übernehmen und uns zu kümmern", sagt Gabriel.
Neben der Auszeichnung erhält Gut Fahrenbach auch ein Preisgeld von 12.500 Euro. Eine gute Nachricht für Gabriel. Denn in den kommenden Jahren stehen einige Investitionen an.
Bild: hr/Fabian Schmidt
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