Kristian Stemmler aka fastsniper
Horn, ein Viertel Hamburgs mit eher gering verdienenden Einwohnern, am 13. September 2022, einem Mittwoch: An der Straße Sandkamp/Ecke Sandkampsweg steht gegen Abend ein verwaister Tanklastwagen der Logistik-Firma Greiwing, die im nordrhein-westfälischen Steinfurt sitzt. Von dem Fahrzeug geht ein ohrenbetäubender, schriller Ton aus, der noch in etwa eineinhalb Kilometer Entfernung, wenn nicht mehr, zu hören ist. Direkt nebenan ist ein Kinderpspielplatz, auf dem Kinder spielen, scheinbar unbeeindruckt. Ein Passant ruft die Polizei über den Notruf, weil offensichtlich die ganze Gegend von dem Lärm terrorisiert wird, der alle erlaubten Grenzwerte überschreiten dürfte und weit und breit niemand zu sehen ist, der zu dem Tanklaster gehören könnte.
Anwohner sprechen ihn an, berichten davon, dass der Lastwagen vormittags ums zehn Uhr kommt und der Lärm dann beginnt und anhält. Es werde offenbar Zement oder Beton in die Baugrube der U-Bahn geleitet. Tatsächlich geht von dem Lkw ein Schlauch zu der gigantischen Baugrube, die hier das Viertel teilt. So wie in vielen anderen Hamburg Stadtteilen, in denen eher Geringverdiener und Schichtarbeiter, Rentner mit kleinen Einkommen und Alleinerziehende im Hartz-4-Bezug leben. In Billstedt ist es die Verlängerung der U4 nach Horn hinein, die für die Baugrube und die Spaltung des Viertels sorgt. Ökologisch ist das Ganze Wahnsinn - Zement respektive Beton hat eine katastrophale Ökobilanz, wie zum Beispiel hier zu lesen ist:
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Zu lesen ist dort etwa folgendes:
«Zement ist ein Klimakiller, der schwieriger loszuwerden ist als der Verbrennungsmotor», schreibt die ‹NZZ› heute über die Bemühungen des weltgrössten Zementproduzenten Holcim, die Ökobilanz von Beton zu verbessern. «Die Zementproduktion steuert rund 8 Prozent zur weltweiten Emission von Kohlenstoffdioxid (CO2) bei, wie die Rating-Agentur Fitch schreibt. Der Baustoff steht exemplarisch für eine besonders belastende Branche: Der Gebäudebau war im Jahr 2020 laut den Vereinten Nationen für etwa 10 Prozent des globalen Ausstosses verantwortlich; das gesamte Baugewerbe für 20 Prozent.» Die Lösung laute: weniger Klinker benutzen. «Stattdessen verwendet Holcim unter anderem mehr Gips, Ölschiefer und ein aufbereitetes Mischgranulat, das aus Bauschutt gewonnen wurde. Dieser Zement ist ein Baustein in der Klimastrategie des Schweizer Konzerns.» Bis zum Jahr 2050 will Holcim klimaneutral sein. Das Problem aber: «Wir können eine Brücke ohne Klinker bauen, aber keine Städte», sagt Holcim-Schweiz-Chef Kronenberg. Für Holcim bleibe Zement lukrativ, schreibt die ‹NZZ›: Analytiker der UBS erwarten, dass der Beitrag von Zement zum Betriebsgewinn (Ebit) auch im kommenden Jahr noch bei 70 Prozent liegen wird.
In Billstedt erscheint nach einer Weile ein mit zwei weiblichen und einem männlichen Beamten besetzer Streifenwagen. Der Passant begibt sich zu dem Fahrzeug, eine Beamtin auf der Beifahrerseite öffnet das Fenster. Es ergibt sich ein Wortwechsel. Die Beamtin weist darauf hin, dass eine Baustelle mit Lärm verbunden ist, das sei nun mal so. Der Passant antwortet, dass der Lärm die ganze Gegend terrorisiert. Die Polizei fährt kurz darauf weiter, kommt dann aber noch mal zurück. Ganz offensichtlich hat sie den Fahrer des Lkw aufgetrieben. Jedenfalls kommt der zum Laster und stellt im Führerhaus den Transport durch den Schlauch und damit auch den Ton ab.
Ein Anwohner, er arbeitet in der IT-Branche, derzeit im Home office, erzählt dem Autor dieser Zeilen noch davon, dass der Ton tatsächlich täglich mehrere Stunden zu hören ist und den Schlaf der Menschen erheblich stört. Seine Theorie: Das Viertel werde gezielt aufgeteilt. Zahnärzte oder andere Wohlhabende wüssten jetzt schon genau, welche Grundstücke durch den U-Bahn-Bau aufgewertet würden und sicherten sich ihren "Teil vom Kuchen". Die Reichen würden am Ende wieder einmal reicher, die Armen würden abgehängt.
Dem Autor wird klar, dass er das nicht geträumt hat, was in seiner Heimatstadt Hamburg vor sich geht und vermutlich auch in anderen großen Städten. Es ist ein großangelegter Versuch der herrschenden Klasse, den großen Rest zu unterwerfen und endgültig zu versklaven. Widerstand ist angesagt!
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