Übrigens amputieren die Ameisen tatsächlich nur bei Oberschenkelwunden. Das liegt den Ergebnissen der Studie zufolge nicht daran, dass von Unterschenkelwunden ein geringeres Risiko durch Infektionen ausgeht – ganz im Gegenteil. Bei einer Verletzung des Unterschenkels verbreiten sich die Erreger offenbar wesentlich schneller im Körper der Tiere aus, sodass es für eine Amputation in den allermeisten Fällen zu spät ist.
Der Grund dafür ist anscheinend, dass sich in den Oberschenkeln ein Großteil der Muskeln befindet, die für die Zirkulation der Hämolymphe, der Körperflüssigkeit der Insekten, im Bein verantwortlich sind. Das Team vermutet, dass diese Funktion im Fall einer Oberschenkelverletzung beeinträchtigt wird, was zur Folge hat, dass Krankheitserreger sich nicht so rasch im Körper der Tiere ausbreiten – wodurch den Ameisen genug Zeit für eine Amputation bleibt.
Übrigens: Die Ameisen überlassen Artgenossen mit Unterschenkelverletzungen keineswegs sich selbst. Statt ihre Beine zu amputieren, belecken sie stattdessen ausdauernd ihre Wunden. Und auch durch diese Maßnahme, die vermutlich der Säuberung dient, schaffen sie es den Ergebnissen der Forschenden zufolge, die Überlebenschancen ihrer Artgenossen merklich zu verbessern.
Anmerkung: Im Video seht ihr zunächst Florida-Holzameisen (Camponotus floridanus) bei der Wundversorgung. Mit dieser Art haben die Forschenden um Erik Frank und Laurent Keller in der Studie gearbeitet. Die Aufnahmen der Amputation stammen von der nahverwandten Art Camponotus maculatus, bei denen das Team ebenfalls bereits Amputationen beobachten konnte.
Einen ausführlichen Artikel zur Studie und ihren Ergebnissen findet ihr hier: ethologisch.de/ ameisen-retten-verletzten-artgenossen-durch-amputationen-das-leben
📄 Frank, E. T.; Buffat, D.; Liberti, J.; Aibekova, L.; Economo, E. P. & Keller, L. (2024): Wound-dependent leg amputations to combat infections in an ant society. Current Biology ([ Ссылка ]).
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