Der weltweite Fischfang hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Und das bleibt nicht ohne Folgen für unsere Meere: Weltweit gelten 90% aller Fischbestände als überfischt, oder bis an die Grenze der Nachhaltigkeit ausgebeutet. Sind Aquakulturen die Lösung und gibt es ökologisch gesehen Unterschiede zwischen wildgefangenem und gezüchtetem Fisch?
00:00 Fischfang im Check
02:29 Diese Fangmethode ist am problematischsten
04:23 Urbane Fischzucht
09:14 Welcher Fisch ist ökologisch vertretbar?
12:54 Fazit
WIE HOCH IST UNSER FISCHKONSUM EIGENTLICH?
Allein 2018 sind weltweit 156 Millionen Tonnen Fisch auf unseren Tellern gelandet. In Deutschland essen wir pro Kopf etwa 13 Kilo im Jahr und am liebsten den Alaska-Seelachs. Das ist übrigens kein Lachs, sondern eine ganz andere Fisch-Art!
HAUPTPROBLEM BEIM WILDFISCH: DIE FANGMETHODEN!
Die Fangmethode hat einen besonders großen Einfluss auf die Umweltauswirkungen von Fisch. Das bestätigt auch Thomas Förster, Unterwasserarchäologe vom deutschen Meeresmuseum in Stralsund. Grundschleppnetze können die Riffe zerstören - für Klima und Umwelt eine Katastrophe. Besser, so Förster, sind Pelagische Netze. Diese schwimmen an der Oberfläche und schonen dadurch die Meeresböden. Eine weitere Fangmethode sind die sogenannten Ringwadennetze. Diese werden um einen Fischschwarm ausgelegt. Ist der Schwarm im Netz, wird es wie ein Sack zugezogen. Vorteile: Falsche Fische oder Meeressäuger kann man durch das Öffnen der Wade wieder in die Freiheit entlassen.
KLIMARETTER AQUAKULTUR?
Mittlerweile kommt über die Hälfte unserer Speisefische aus Aquakulturen. Meistens aus Skandinavien oder Asien. Das soll die überfischten Meere entlasten. Ökocheckerin Katharina schaut sich die erste urbane Meeresfischzucht im Saarland an. Hier werden u. a. Yellow-Tail-Kingfische, die das Unternehmen aus Chile importiert, gezüchtet. Im ersten Moment klingt das erstmal wenig ökologisch. Aber: Nur die erste Generation muss importiert werden, jede weitere kann in der Aquakultur gezüchtet werden. So wird der Überseefisch schnell und einfach "regional".
NACHTEILE DER KLASSISCHEN AQUAKULTUR
Doch auch die klassischen Aquakulturen im Meer haben Nachteile: In manchen asiatischen Küstenregionen werden dafür Mangrovenwälder gefällt. Sie sind riesige Kohlenstoff-Speicher. Außerdem müssen Futterfische aus dem Meer entnommen werden. Dadurch wird der Druck auf die wilden Fischbestände erhöht, statt ihn zu reduzieren. Auch steht der Einsatz von jeder Menge Antibiotika aufgrund von hoher Besatzdichte wie bei jeder klassischen Massentierhaltung immer wieder in der Kritik. Aber – woran erkennt man denn jetzt "gute" Aquakultur?
WILDFISCH ODER AQUAKULTUR?
Grundsätzlich ist Fisch ein verhältnismäßig umweltfreundlich erzeugtes Nahrungsmittel, so Christopher Zimmermann, Meeresbiologe vom Thünen Institut für Ostseefischerei in Rostock. Das liegt daran, dass Fische Kaltblüter sind, die sehr niedrige Energieumsatzraten haben. Anders als bei Hühnern, Schweinen oder Rindern z. B. noch nachhaltiger: Friedfische wie Karpfen, die sich vorwiegend von Pflanzen ernähren. Die müssen nicht mit Fischmehl gefüttert werden und haben deshalb eine bessere Ökobilanz.
Bei Wildfisch muss man genau auf die Herkunft achten. Beispiel Lachs. Die Population in der Ostsee ist deutlich stärker überfischt als zum Beispiel im Pazifik. Infos zu den einzelnen Fischarten gibt’s online. Auch Ratgeber-Apps können beim Einkauf sehr hilfreich sein. So oder so, das MSC Siegel sollte bei wild gefangenem Fisch drauf sein.
Bei Aquakulturen sollte man Minimum auf das ASC-Siegel, besser noch auf das Bio-Siegel achten. EU-Bio ist die Basis, die Verbände wie Demeter oder Naturland haben aber noch deutlich strengere Umweltauflagen. Es hilft also nichts: Beim Fischeinkauf muss man sich viel informieren!
Autoren: Wiebke Scheffler, Maurice Kaufmann
Schnitt: Sven Lude
Redaktionsleitung solisTV: Sarah Weihsweiler
Redaktionsleitung SWR: Inga Vennemann, Holger Conzelmann Bildquelle: SWR
QUELLEN
► FAO (2020), “The state of world fisheries and aquaculture”, Online unter: [ Ссылка ]
► Verbraucherzentrale (2021), „Nachhaltigen Fisch kaufen: nicht nur auf die Fischart kommt es an“ Online unter: [ Ссылка ]
► WWF „Seafood klimafreundlich geniessen? Finde heraus, wie!“, Online unter: [ Ссылка ]
► WWF „Fischratgeber“ Online unter: [ Ссылка ]
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