Zwei Wochen vor der Wahl zeigt sich die Union doch noch einig und offensiv. Aber warum so spät? Der langjährige CDU-Politiker Wolfgang Bosbach kritisiert im Interview mit dem BR-Politikmagazin Kontrovers die bisherige Wahlkampfstrategie der Union.
Die Wahl-Veranstaltungen seien gut besucht und die Stimmung gut gewesen, meint der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach. Das Problem der Union: Sie scheint trotzdem nicht genug Wähler zu überzeugen. Die Umfrageergebnisse der vergangenen Woche sind ein herber Rückschlag für CDU und CSU. Jetzt – so scheint es – fängt die Union an zu kämpfen. Aber warum erst so spät und wieso konnte sie nicht bereits vorher überzeugen?
Zerrissenheit nach außen – und innen?
Für den langjährigen CDU-Politiker Wolfgang Bosbach liegt ein Grund in der bisher fehlenden Geschlossenheit der Schwesterparteien CDU und CSU. „Wir haben uns zu lange mit uns selbst beschäftigt, und das macht keinen guten Eindruck,“ so Bosbach im Interview mit dem BR-Politikmagazin Kontrovers. In seinen 49 Jahren bei der CDU habe er die CSU immer als eine eigenständige und selbstbewusste Partei wahrgenommen, doch ein Wahlerfolg ist für Bosbach nur gemeinsam möglich: wenn die Union sich geschlossen zeigt.
„Das Publikum möchte doch nicht wissen, wo CDU und CSU unterschiedlicher Meinung sind, sondern sie wollen wissen, was die Union als politische Einheit in der nächsten Wahlperiode und den Jahren danach in Deutschland verändern will, damit unser Land eine gute Zukunft hat.“ Wolfgang Bosbach, CDU
Bosbach: Fehler auch in der Kommunikation nach außen
Aber auch die bisherige Kommunikation nach außen sieht Bosbach problematisch. Man habe sich in den vergangenen Wochen zu sehr mit der Frage beschäftigt, wogegen man antrete, kritisiert Wolfgang Bosbach (CDU) im Kontrovers-Interview. Politiker der Union hatten in der jüngeren Vergangenheit vor einem möglichen rot-grün-roten Regierungsbündnis unter Einbeziehung der Linkspartei gewarnt. „Wir müssen auch sagen, wofür wir sind und was uns von der politischen Konkurrenz unterscheidet,“ so Bosbach weiter.
Gemeinsamen Nenner nicht kommuniziert
Verpasste Chancen also im Wahlkampf? Die große Herausforderung Klimakrise könne nur mit Innovationen und modernen Technologien bewältigt werden. Der CDU-Politiker sieht es als Aufgabe Deutschlands an „in diesem Bereich die Technologieführerschaft zu übernehmen“. Bosbach setzt außerdem auf den Wirtschaftsstandort Deutschland: Die wirtschaftliche Kraft des Landes ist laut dem CDU-Politiker die Basis für einen solide finanzierten Sozialstaat. Doch Bosbach gesteht ein: „Alles das haben wir bislang noch nicht hinreichend deutlich gemacht.“
Kurz vor Knapp: Union fängt an zu kämpfen
Die Union bangt um ihre Spitzenposition – in Nürnberg empfing die CSU Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) betont freundlich. Und das nach dem zähen Kampf um die Kanzlerkandidatur und die folgenden Sticheleien. In den letzten Wochen ist laut Bosbach klar geworden, es gehe am 26. September um Alles.
„Wir werden nicht in der Ruhepose am Ende des Wahlkampfes erfolgreich sein, sondern nur, wenn die Bürgerinnen und Bürger auch das Gefühl bekommen, dass die Union CDU und CSU an einem Strang ziehen und auch an einer Seite und dass sie gemeinsam kämpfen.“
Wolfgang Bosbach, CDU
Aus der Kontrovers-Sendung vom 15.9.2021
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