Olga Grjasnowa ist eine liebevolle zweifache Mutter und doch zeigt sie in "Der verlorene Sohn" gleich zu Beginn großes Verständnis für Rabeneltern. Wie das? In unseren Geistesblüten No. 14 antwortete sie: "Ich bin mir gar nicht so sicher, ob Jamalludins Mutter eigentlich eine Wahl gehabt hatte. Sie tat alles, um die Geiselnahme ihres Sohnes zu verhindern, genauso wie Schamil, doch ihre Bemühungen führten zu nichts. Schließlich gaben sie ihren Sohn her, um ihren Staat, sich selber und ihre Familien zu retten. Wahrscheinlich vertrauten sie tatsächlich darauf, dass Jamalludin bald zu ihnen zurückkehren würden. Vielleicht überschätzen sie die eigene Macht. Schamil versuchte später immer wieder seinen Sohn zurückzuholen – um jeden Preis."
In der Buchpremiere las uns Olga Grjasnowa zurück nach 1839. In Akhulgo im Nordkaukasus wächst Jamalludin als Sohn eines mächtigen Imams auf. Seit Jahrzehnten tobt der Kaukasische Krieg, und sein Vater wird von der russischen Armee immer mehr bedrängt. Schließlich muss er seinen Sohn als Geisel geben, um die Verhandlungen mit dem Feind aufzunehmen, und Jamalludin wird an den Hof des Zaren nach St. Petersburg gebracht. Bald schon ist der Junge hin - und hergerissen zwischen der Sehnsucht nach seiner Familie und den verlockenden Möglich keiten, die sich ihm in der prächtigen Welt des Zaren bieten. Olga Grjasnowa erzählt sprachmächtig von einem Kind, das zwischen zwei Kulturen und zwei Religionen steht und seine Identität finden muss. Und von der verheerenden Wirkung eines Krieges, in dem es keine Sieger geben kann. ...... Mehr im Podcast
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