«Das Prinzip Nachhaltigkeit. Warum wir die moralische Verantwortung haben, langfristig zu denken»
Vortrag auf dem Microsoft Envision Forum 2021.
Seiner Natur nach ist der Mensch auf kurzfristiges Denken und impulsives Handeln eingestellt. Wir tendieren dazu, den kurzfristigen Gewinn über den langfristigen Nutzen zu stellen: Die Politik agiert in Legislaturperioden, Unternehmen planen in Quartals- und Jahresbilanzen, und im Alltag denken Menschen eher an den nächsten Urlaub als an die Altersvorsorge.
Selbst individuell rationale Entscheidungen können kollektiv verheerende Wirkungen haben. In Zeiten der Globalisierung taucht diese «Tragik des Gemeinwohls» (wie es in der Philosophie heißt), also die Verschwendung gemeinschaftlicher Ressourcen, in vielen Bereichen auf: beim Klimaschutz, bei der weltweiten Güterverteilung, aber auch in Unternehmen und Wertstoffkreisläufen.
Die vier Hauptgründe sind Unwissen, Willensschwäche, Selbsttäuschung und ein „Status-Quo-Bias“, oft in Form von Trotz gegenüber dem notwendigen Wandel. Zwar kann sich Nachhaltigkeit ökonomisch lohnen, etwa durch energieeffiziente Smartstores. Doch ein langfristiger Vorteil für Unternehmen und damit ein moralischer Gewinn für die Gesellschaft stellt sich erst dann ein, wenn die Nachhaltigkeit in der Energie- und Umweltbilanz so transparent ist, dass sie vergleichbar und objektiv zertifizierbar wird. Nur so kann man Greenwashing bekämpfen, also Trittbrettfahrer, die sich als ökologisch nachhaltig inszenieren, obwohl sie es tatsächlich nicht sind.
Wie für Einzelpersonen gilt auch für Unternehmen: Langfristiges Denken ist nicht nur eine Frage des Verstandes, sondern vor allem eine des Willens. Nachhaltigkeit ist eine Entscheidung.
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