Bertolt Brechts Dreigroschenoper ist das weltweit wohl populärste deutsche Theaterstück des Zwanzigsten Jahrhunderts. Schon nach seiner Uraufführung im Berlin des Jahres 1928 pfiffen die krisengebeutelten Berliner auf der Straße die Melodien von Kurt Weill, die Moritat von Mackie Messer oder das Lied der Seeräuber Jenny. Berühmt sind mittlerweile auch Mackies Abschiedsworte:
„Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?" Der Dreigroschenoper gelang es, die weltweiten sozialen und ökonomischen Zerfallsprozesse des Zwanzigsten Jahrhunderts exemplarisch und dabei
bitterböse unterhaltsam in Szene zu setzen.
Die beiden Kriminellen, Peachum und Mackie Messer, betreiben ihr Geschäft wie gewiefte Unternehmer. Peachum schickt sein Bettlerheer auf Beutezug und kassiert ab. Als Mackie mit seiner Tochter durchbrennt, verrät Peachum ihn an die Polizei. Doch Mackie nutzt seinen Charme bei den Frauen, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Er ist der neue Mensch, er bewegt sich in der Welt des wirtschaftlichen und moralischen Verfalls, wo jeder jeden ans Messer liefert, wie ein Fisch im Wasser. Die Krise ist seine eigentliche Heimat.
In Argentinien, wo die Krisen seit Jahrzehnten zum Tagesgeschäft gehören und der Crash der Landeswährung 2002 die aktuelle Weltfinanzkrise vorwegnahm, erlebte der Regisseur Alejandro Tantanian Brechts Stück immer schon als Fabel auf seine eigene, argentinische Lebenswelt. Nach seiner Amerika-Inszenierung in der letzten Spielzeit wird er nun mit dem Ensemble des Nationaltheaters den Versuch eines globalen Brechts für die Krisen des 21. Jahrhunderts wagen.
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