Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine Waffenruhe in der Ukraine während des bevorstehenden orthodoxen Weihnachtsfestes angeordnet. Die Feuerpause sollte von Freitagmittag bis Samstagabend und damit 36 Stunden dauern, wie der Kreml mitteilte. Er veröffentlichte die Anweisung Putins auf seiner Website.
In den Kampfgebieten lebten viele orthodoxe Bürger, denen die Möglichkeit gegeben werden solle, Weihnachten an den Gottesdiensten teilzunehmen, hieß es in der Anweisung Putins, die an Verteidigungsminister Sergej Schoigu gerichtet war. Auch die ukrainische Seite sei aufgefordert, einen Waffenstillstand zu erklären.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reagierte skeptisch auf die Anordnung. In seiner nächtlichen Videoansprache ging er nicht soweit, zu sagen, dass seine Streitkräfte die Aufforderung, die Kämpfe einzustellen, zurückweisen würden, stellte aber die Motive der russischen Führung in Frage.
«Jetzt wollen sie Weihnachten als Deckmantel nutzen, um den Vormarsch unserer Jungs im Donbass für eine Weile zu stoppen und Ausrüstung, Munition und mobilisierte Menschen näher an unsere Positionen zu bringen», sagte er. «Was wird es bringen? Nur einen weiteren Anstieg der Zahl der Verluste.»
Weitere Vertreter der ukrainischen Regierung äußerten sich kritisch über das Vorgehen Putins. Der Präsidentenberater Mychajlo Podoljak warf den Russen Heuchelei vor. Der Chef des nationalen Sicherheitsrats der Ukraine, Olexij Danilow, schrieb bei Twitter: «Was hat ein Haufen kleiner Kreml-Teufel mit dem christlichen Feiertag Weihnachten zu tun?» Russland töte Kinder, nehme Frauenkliniken unter Beschuss und foltere Häftlinge. Bezüglich der Waffenruhe habe man es mit «Lügen und Heuchelei» zu tun.
In Putins Anordnung wird nicht deutlich, ob sie gleichermaßen für offensive- wie defensive Militärhandlungen gelten soll. Es war somit etwa unklar, wie Russland reagieren würde, sollten die ukrainischen Truppen weiterkämpfen.
Kurz vor der Bekanntgabe des Kremls hatte das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, zu einer Waffenruhe in der Ukraine während des orthodoxen Weihnachtsfestes aufgerufen. Podoljak bezeichnete den Appell als zynische Falle und ein Mittel der Propaganda.
Auf den Straßen Kiews reagierten die Bürger skeptisch. «Sollen wir den Russen glauben?», fragte Switlana Scherewa. «Auf der einen Seite haben sie den Krieg und das Töten gesegnet und auf der anderen wollen sie sich jetzt als Heilige präsentieren, die gegen Blutvergießen sind.»
Kirill hatte in der Vergangenheit wiederholt den russischen Angriff auf die Ukraine gerechtfertigt und argumentiert, auf diese Weise müsse ein ideologisches Vordringen des Westens verhindert werden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schlug bereits vor dem 25. Dezember, dem lateinischen Weihnachtsfest, einen russischen Truppenabzug vor, was jedoch von Russland abgelehnt wurde.
US-Präsident Joe Biden wollte sich nicht direkt zu Putins Vorstoß äußern, sagte aber, es sei interessant, dass der russische Präsident bereit gewesen sei, zum Weihnachtsfest und zum Jahreswechsel Krankenhäuser, Pflegeheime und Kirchen zu bombardieren. «Ich glaube, er versucht, etwas Sauerstoff zu finden», sagte Biden.
Das US-Außenministerium ließ wissen, dass es die Ankündigung Russlands für wenig vertrauenswürdig halte. UN-Sprecher Stéphane Dujarric begrüßte die Ankündigung. Damit werde aber kein «gerechter Frieden» ersetzt.
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