Also sprach Zarathustra op. 30 von Richard Strauss, gespielt vom WDR Sinfonieorchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Cristian Măcelaru am 30.10.2021 in der Kölner Philharmonie.
Richard Strauss - Also sprach Zarathustra op. 30
Tondichtung (frei nach Friedrich Nietzsche) für großes Orchester
00:00:00 Einleitung
00:01:35 Von den Hinterweltlern
00:05:35 Von der großen Sehnsucht
00:07:30 Von den Freuden und Leidenschaften
00:09:33 Das Grablied
00:12:07 Von der Wissenschaft
00:16:21 Der Genesende
00:21:22 Das Tanzlied
00:29:14 Das Nachtwandlerlied
WDR Sinfonieorchester
Cristian Măcelaru, Leitung
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○ Werkeinführung
Nicht gerade unbescheiden verarbeitet Richard Strauss in seiner Tondichtung „Also sprach Zarathustra“ das Hauptwerk des Philosophen und Philologen Friedrich Nietzsche (1844 – 1900). Dieser deutete das Griechentum neu und schuf eine diesseitsbetonte Lehre. Nicht die weltverneinende Philosophie Arthur Schopenhauers, sondern ein stolzer, dionysischer Mensch sollte zum Leitbild unserer Kultur werden. Dieser erhebt sich über alle in sinnsuchende Religionen flüchtenden „Hinterweltler“. Nietzsches Schrift „Also sprach Zarathustra“ (1883) nutzt eine hymnische Sprache. Die Worte sind dem altiranischen Propheten Zoraster (Zarathustra) in den Mund gelegt, der im ersten oder zweiten Jahrtausend vor Christus lebte.
Es sei doch eigentlich unmöglich, Nietzsche zu vertonen, protestierten damals viele. Strauss bewies das Gegenteil. Er filterte die visionäre Sprache und das Ungeheure der Schrift als akustische Essenz heraus. Bereits die von Strauss als Sonnenaufgang gedeutete langsame Einleitung mit ihrer von Moll zu Dur aufgehellten Naturton-Fanfare der Trompeten besitzt eine geradezu futuristische Wirkung. Die neun Teile der Komposition basieren auf Kapitel-Überschriften Nietzsches. Zum Gipfel des Werks macht Strauss „Das Tanzlied“, einen Wiener Walzer mit ausgedehntem Violinsolo. Trotz des nachdenklichen Ausklangs dieser Tondichtung scheint die Botschaft klar: Nicht dem Zweifler, sondern dem im Hier und Jetzt tanzenden Menschen gehört die Welt. Ursprünglich bezeichnete Strauss seinen „Zarathustra“ als „Symphonischen Optimismus in Fin de siècle-Form“ und widmete ihn vorausschauend „dem 20. Jahrhundert“. Fortschrittlich sind die furiose Orchesterbehandlung und die dynamisch offene Form. „Ich bin doch ein ganzer Kerl“, schrieb der Komponist selbstbewusst nach der Frankfurter Uraufführung am 27. November 1896 an seine Frau. Offenbar fühlte er sich auch ein wenig als bajuwarische Ausprägung von Nietzsches Menschenbild.
(Text: Matthias Corvin)
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