Zur dreiteiligen Doku "Vom Mangel zum Überschuss: 100 Jahre
Landwirtschaftsgeschichte" in der ARD Mediathek
Der "Zehnerhof" der Familie Wimmer aus Unterunsbach im Landkreis
Landshut hat 1920 eine Fläche von 45 Hektar. Es ist ein Mischbetrieb,
wie es damals üblich war. Immerhin kümmern sich Arbeiter und
Tagelöhner mit um Kühe, Schweine und die Ernte. Doch auch die Kinder
müssen mithelfen: Beim Milchkannen waschen zum Beispiel haben die
Kinder mit angepackt, denn Arbeitskräfte waren nach dem Ersten
Weltkrieg rar.
Es gibt damals schon erste motorisierte Zugmaschinen, aber auf
Betrieben wie dem der Familie Wimmer ist man noch fern jedweder
Motorisierung. Landtechnik damals: Die Kartoffeln werden mit dem
Ochsengespann gerodet und auf dem Holzwagen heimgefahren. Einen
echten Entwicklungsschritt gibt es für den niederbayerischen Hof erst viel
später. Weltwirtschaftskrise und Nationalsozialismus bringen Stillstand,
Verlust des vorgesehenen Hoferben und Hunger.
Mit dem Wirtschaftswunder der 1950er Jahre und dem aufkommenden
Wohlstand in den 1960ern setzen die Wimmers dann aber auf moderne
Landmaschinen: Nicht vom neu gegründeten Maschinenring geliehen,
sondern selbst gekauft! Der ganze Stolz ist ein Fendt Geräteträger mit
verschiedenen Anbauräumen und Arbeitsgeräten zum Zuckerrüben
hacken und zum Holz machen.
Die Zeit der Milchviehhaltung geht zu Ende, als sich dafür keine
Angestellten mehr finden. Die Industrialisierung schafft neue Konkurrenz
um Arbeitskräfte. Auf dem „Zehnerhof“ beginnt man deshalb mit der
Bullenmast. Denn auch die Essgewohnheiten der Bevölkerung ändern
sich: Statt Brot und Kartoffeln wird Fleisch beliebter – und günstiger! So
ziehen auch Schweine auf dem Hof ein und durch Heirat kommt Fläche
hinzu: 80 Hektar, auf denen auch Getreide angebaut wird.
Doch 1986 trifft die erste Katastrophe den Hof: Tschernobyl. Eine
radioaktive Wolke überzieht Europa. Die Bauern haben durchs Futter
verstrahlte Tiere im Stall …und erzeugen nicht mehr Nahrung, sondern
Sondermüll. Im November 2000 gibt es Meldungen über den ersten
BSE-Fall in Deutschland – eine Krise. Der Preis fürs Rindfleisch rauscht
in den Keller, auch persönlich werden Rindermäster angegangen. Viele
Bauern geben in dieser Zeit auf, doch Familie Wimmer krempelt die
Ärmel hoch. 2005 möchte auch der Sohn in die Landwirtschaft
einsteigen. Weil die Eltern noch zu jung sind, den Hof zu übergeben,
gründet er einen zweiten Betrieb mit eigenem Schweinestall für 300
Tiere. Und er expandiert auf 900 Muttersauen – denn nur mit dieser
Betriebsgröße kann er es sich leisten, Arbeitskräfte anzustellen und
muss nicht alles alleine stemmen.
Der Betrieb in Unterunsbach entwickelt sich in 100 Jahren von der
Vielfalt hin zur Spezialisierung. 1920 wirtschaftet man auf 45 Hektar mit
Kühen und Schweinen. Heute haben die Wimmers die Betriebe
zusammengelegt und kommen so auf 250 Hektar inklusive Pachtflächen.
Sie haben 900 Muttersauen und 600 Mastplätze.
Autoren: Christoph Schuster / Laura Zirkel
Aus der dreiteiligen Doku "Vom Mangel zum Überschuss: 100 Jahre
Landwirtschaftsgeschichte", August 2024.
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