Acht Frauen und Männer versammelten sich am Freitagmorgen in der CDU-Parteizentrale in Berlin hinter Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet - über ihren Köpfen der Slogan "Experten statt Experimente". Mit diesem "Zukunftsteam" will der massiv unter Druck stehende Laschet im Wahlkampf-Schlussspurt die Trendwende schaffen. Viel Zeit bleibt allerdings bis zur Bundestagswahl am 26. September nicht mehr - und viele seiner Teammitglieder dürften der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt sein.
Das bekannteste Gesicht ist sicher der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz sein, den Laschet als einen der "profiliertesten Wirtschafts- und Finanzpolitiker der Bundesrepublik" vorstellte. Merz ist auch das einzige Mitglied des Zukunftsteams, das schon seit Wochen im Unions-Wahlkampf eine zentrale Rolle spielt. Der 65-Jährige wollte vor Monaten selbst CDU-Vorsitzender werden - und hätte dann sicher auch nach der Kanzlerkandidatur gegriffen. Doch im Januar unterlag er im Rennen um den Parteivorsitz Laschet.
Anfang des Jahres schien für Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident nach seiner Wahl zum CDU-Vorsitzenden noch alles nach Plan zu laufen. Doch dann kam zunächst im Frühjahr der offene Machtkampf mit CSU-Chef Markus Söder um die Kanzlerkandidatur. Zwar setzte sich Laschet durch, doch es blieben Zweifel daran, ob er der richtige Kandidat ist.
Dazu trugen in den vergangenen Wahlkampf-Monaten auch einige Fehltritte bei - etwa sein viel kritisiertes Lachen bei einem Besuch in dem von der Hochwasserkatastrophe besonders betroffenen Erftstadt während einer Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Drei Wochen vor der Bundestagswahl könnte die Lage für Laschet nun kaum schlechter sein: Die SPD liegt in Umfragen klar vor der Union. Seine eigenen Umfragewerte sind miserabel. Bei der Frage, wen sie am liebsten als Bundeskanzler hätten, entschieden sich im ZDF-"Politbarometer" nur 18 Prozent für Laschet. Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock liegt zwar mit 14 Prozent noch hinter ihm - SPD-Kandidat Olaf Scholz ist dagegen mit 53 Prozent weit enteilt.
Angesichts solcher Werte erscheint es logisch, dass Laschet nun ein "Zukunftsteam" präsentierte. Die vier Frauen in diesem Team sind die CSU-Politikerin Dorothee Bär für das Thema Digitalisierung, Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien für die Bildungspolitik, Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch für den Bereich Soziales und "gleichwertige Lebensverhältnisse" sowie CDU-Vize Silvia Breher für Familienpolitik.
Dazu kommen neben Merz für den Bereich Wirtschaft und Finanzen Unionsfraktionsvize Andreas Jung für die Klimaschutzpolitik, der Terrorismusexperte Peter Neumann vom Londoner King’s College für innere und äußere Sicherheit sowie als Vertreter der "Kreativwirtschaft" der Musikmanager Joe Chialo, der sich in Berlin-Spandau um ein Direktmandat im Bundestag bewirbt.
Dass dieses Team für eine Trendwende sorgt, bezweifelt aber zum Beispiel der Forsa-Meinungsforscher Peter Matuschek. Er nennt es zwar einen "Lehrbuchsatz aus jeden Wahlkampfhandbuch, dass man ein Team braucht, wenn man einen schwachen Kandidaten hat". Doch er halte das "Timing wirklich für sehr spät", sagte der Leiter der Abteilung Politik- und Sozialforschung bei Forsa der Nachrichtenagentur AFP. Er hielt auch den Bekanntheitsgrad der meisten Teammitglieder für zu gering. "Dass es ein Zugpferd werden kann, bezweifele ich."
Ob es für die Union noch reicht, dürfte in den verbleibenden Wochen auch vom Mannschaftsspiel von CSU-Chef Söder abhängen. Zumindest nach außen mühte sich der bayerische Ministerpräsident am Freitag erneut um Zeichen der Geschlossenheit. "Er ist ein starker Ministerpräsident, er ist aus meiner Sicht ein überzeugender Kanzlerkandidat", urteilte er am Freitag im fernen München über Laschet. Er warnte aber auch: "Es gibt eine Menge zu tun - und ja, die Zeit wird knapp." Und die Umfragewerte der Union seien "alarmierend".
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