So eine Vorschau auf ein Finale ist ja auch immer ein Blick in die Glaskugel. Ist der sinnvoll? Sind wir danach schlauer? Nein. Also halten wir uns an Fakten - und schauen, was diese über den Zustand und die Möglichkeiten der Engländer gegen die favorisierten Spanier aussagen.
Die Three Lions sind das erste Team, das nach Rückständen im EM-Viertel- und im Halbfinale noch den Einzug ins Endspiel geschafft hat, und im Achtelfinale lagen sie auch hinten: Das jeweils zu drehen, spricht für Widerstandsfähigkeit, Moral und Klasse. Wenngleich nicht vergessen werden sollte, dass das Auftreten vor dem Niederlande-Match durchaus viel mit dem berühmten Springpferd gemeinsam hatte, das nicht höher springt, als es muss. Manchmal sprang es auch gar nicht, hat aber trotzdem alle Hürden überwunden. Muss man auch erst mal schaffen. Nun aber wartet mit Spanien das letzte Hindernis, ein Oxer, bei dem man hoch und weit springen muss, um es zu überwinden. Mit einer Verweigerungshaltung fliegt der Reiter, sprich: der Trainer, aus dem Sattel.
Aber das muss ja nicht passieren: Dem Siegtor von Ollie Watkins gegen die Niederlande ging eine Sequenz von 15 Pässen voraus. Also: Ballsicherheit, Übersicht, Ruhe und Abschlussstärke sind Attribute, die sich in so einem kniffligen Moment in einem Halbfinale durchaus widerspiegeln. Und eine solche Passfolge hat durchaus Rarität bei den Engländern, besser machten sie es nur vor Steven Gerrrads Siegtor 2004 gegen die Schweiz, nach 19 Zuspielen ohne Gegnerberührung.
Jenen Watkins-Treffer, der diesmal nur Bierbecher vor Glück und nicht wie nach dem beschämenden 0:0 in Köln gegen Slowenien vor Wut fliegen ließ, bereitete Cole Palmer vor. Das wiederum heißt: Coach Gareth Southgate hat so viel Qualität auf der Bank, dass damit jederzeit Spiele entschieden werden können. Das gilt natürlich auch für die Iberer, doch auch in dieser Hinsicht müssen sich die Briten nicht verstecken.
Und dann ist der noch der Faktor Harry Kane. Lassen wir an dieser Stelle mal seine bislang titellose Karriere außen vor mit Blick auf seine Mannschaften. Aber der Bundesliga-Torschützenkönig, der Torjäger des FC Bayern und eben Englands ist es, der den Unterschied machen kann. WM- und EM-Endrunden zusammengenommen, hat er neun Treffer erzielt, mehr als jeder andere Europäer in K.-o.-Runden. Und auch seine sechs Tore in EM-K.-o.-Spielen hat noch keiner übertroffen.
Kane lobte am Samstagabend die "unglaubliche Konstanz", mit der England nun schon zum zweiten Mal in Folge das EM-Finale erreicht hat. 2021 ging’s schief gegen Italien im Elfmeterschießen. Und diesmal? Fakt ist auch: Einen Schönheitspreis hat das Team bisher nicht gewonnen. Der ist auch in Berlin nicht das Ziel. Kane stellt die Bedeutung des möglichen Sieges nicht für sich, sondern für England in den Fokus: "Das würde alles bedeuten."
Fakt ist allerdings auch: Kane schleppt sich mit großem Willen durchs Turnier, Rückenprobleme bremsen ihn immer wieder aus, zuletzt musste er zweimal ausgewechselt werden. Es wird also eine echte Willensfrage für ihn gegen Spaniens starke Abwehr.
Die Frage ist nun: Wie mutig oder ängstlich lässt Soutghate seine Jungs agieren? Ein blindes Anrennen ist weder nötig noch zielführend und steckt bekanntlich auch nicht im Ideenpool dieses Trainers. Doch wenn er übervorsichtig agiert, zu zurückhaltend, wird er schnell feststellen, dass die Spanier keine Schweizer, Slowaken, Slowenen oder Serben sind. Die nutzen das früher oder später aus. Die richtige Balance zu finden, ist wichtig, der Schlüssel wird sein, wie man Rodri aus dem Spiel nimmt. Das wissen auch andere, und schaffen es nie bis selten, doch immerhin stehen dem Supersechser diesmal mit Walker, Foden und Stones drei Teamkollegen von ManCity gegenüber. Und wenn jemand vielleicht mal Spurenelementen von Schwäche bei ihm entdeckt hat, dann sie.
Southgate hat nominell die Qual der Wahl. Spannend ist nur die Frage: Kieran Trippier oder Luke Shaw in der Startelf, nachdem der Coach am Samstagabend "alle fit" gemeldet hat. Zu rechnen ist im 3-2-4-1 auf der linken Bahn eher mit Trippier.
Zum Schluss also noch mal ein interessanter Fakt, der allerdings nicht für England spricht: Das letzte Mal, das eine spanische Männer-Vereins- oder Nationalmannschaft ein Finale verlor, war der FC Valencia, 2001 gegen Bayern in der Champions League. Die nächsten 26 Spiele nicht mehr. Aber Bayern … Kane … England. Wer mag, schlägt die Brücke. Mutmacher können die Three Lions gut gebrauchen. Wie mutig wird ihr Coach vor dem letzten Oxer sein?
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