Anlässlich des 100. Geburtstags des Philosophen Hans Blumenberg kooperieren die Westfälische Wilhelms-Universität, der Westfälische Kunstverein und das LWL-Museum für Kunst und Kultur, indem die drei Institutionen mit der Ausstellung „Hans Blumenberg. Denken in Metaphern“ (bis 4.10.2020) ein Netz spannen, das von Blumenbergs Schriften und seiner Rezeption in der Kunst ausgeht.
Bilder, Mythen und Metaphern dienen den Menschen als Maßstab und als Orientierung angesichts der Herausforderungen der Gegenwart. Diese Erkenntnis wurde zum Leitmotiv des Philosophen Blumenberg (1920–1996), der von 1970 bis zu seiner Emeritierung 1985 an der WWU als Professor für Philosophie lehrte. Durch seine radikale Erweiterung der Ideengeschichte, die ihm Bezüge zur Dichtung, Imagination und Fiktion erlaubte, trafen seine Schriften auf eine breite Leserschaft, gerade auch aus den Bereichen der Bildenden Kunst, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft. Das 1979 veröffentlichte Buch „Schiffbruch mit Zuschauer“ fand insbesondere bei Künstlern in den 1980er Jahren eine rege und produktive Rezeption.
Die Metapher des Schiffes wird auch vom Videokünstler Marcel Odenbach (* 1953) aufgegriffen und im Kontext von Blumenbergs „Schiffbruch mit Zuschauer“ aktualisiert. Mit der Videoarbeit „Im Schiffbruch nicht schwimmen können“ (2011) im gemeinsam geführten Projektraum von Museum und Westfälischem Kunstverein entfaltet sich im Bewegtbild eine künstlerische Reflexion über den Schiffbruch als ästhetisches Motiv wie als existentielle Erfahrung. Odenbach weist mit einer von Blumenberg inspirierten Szene auf eine Entwicklung hin, die die Gesellschaft – nicht nur an den Grenzen Europas – als die Zuschauerin eines dramatischen Geschehens inzwischen eingeholt hat. Die Tragödie von Flucht und Seenotrettung hält in der Gegenwart an und die aktuelle weltpolitische Lage zeigt, dass sie den Betrachtern auch in Zukunft die Konsequenz ihres Handelns vor Augen führen wird.
Das Projekt wird gefördert durch den Kulturfonds der WWU-Münster und die Sparkasse Münsterland Ost.
Video: Simon Büchting
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