26. Oktober 1945 "Liquidierung der Luftschutzstollen"
Von Oberbaurat Dr. Ing. Rudolf Tillmann
Auf Grund mangelhafter Informationen sind in der Tagespresse dunkle Andeutungen über die angebliche Fortsetzung von Luftschutzraumbauten durch die Stadt Wien erschienen. Der Gegenstand ist keineswegs mysteriös.
Unter dem traurigen Erbe, das die jetzige Stadtverwaltung von ihrer Vorgängerin zu übernehmen hatte, befindet sich auch eine Reihe von Luftschutzstollenbauten, die größtenteils am Beginn oder inmitten ihrer Ausführung stecken geblieben sind. Solche Stollen, wenn sie nicht voll ausgemauert sind und längere Zeit bei druckhaften Boden in der Zimmerung stehen, stellen eine ansehnliche Gefahr für die Umgebung dar.
Das Pölzholz verrottet und stürzt stellenweise ein, der Boden rutscht nach und verursacht erhebliche Setzungen und Risse in den darüber liegenden Gebäuden und Tiefbauanlagen. Ganze Häusertrakte können aus solcher Ursache absacken, wie es z.B. an einer Stelle im Bezirk Neubau tatsächlich vorgekommen ist....
Das Stadtbauamt musste daher bald nach dem Ende der Kampfhandlungen in Wien darauf bedacht sein, die unausgebauten Luftschutzstollen gegen Versturz zu sichern. Nicht weniger als ein Dutzend solcher Stollen wurden teils mit Müll (Bombenschutt, etc) verfüllt, teils ergänzend ausgemauert. Die Ausfüllung mit Abfallstoffen war nicht ganz einfach. Durch Einbauen von Quermauern musste eine satte Vollfüllung der Stollen und Ihrer Zugangsschächte angestrebt und die nachträgliche Bildung von Hohlräumen im Füllstoff verhindert werden.
Auf diese Art sind Stollenteile im 3., 6., 7., und 9. Bezirk unschädlich gemacht worden. Die jenigen Luftschutzstollenstrecken, die zu einem großen Teile bereits ausgemauert waren und nicht unter Grundwasserzudrang zu leiden haben, wurden zweckmäßigerweise fertig ausgemauert und mit Luftschächten versehen. Sie werden durch dünne Wände provisorisch abgeschlossen und können gegebenenfalls in geeigneter Art ausgenutzt werden. Solche Objekte sind die Stollenstrecken auf dem Galitzinberg, in Simmering, in Döbling und in Atzgersdorf, etc....
Das Video zeigt einen dieser Stollen, welcher mehrere sehr alte ausgedehnte Kellersysteme verband und weitere verbinden sollte.
Nach Ende des Krieges haben noch rund 40 Hilfskräfte an den notwendigen Sicherungen gegen Verbruch gearbeitet. Einiger der Kellergewölbe wurden über die Lüftungsschächte mit Bombenschutt aufgefüllt, in anderen habe sich kleine Zeitkapseln mit verschiedenen Gegenständen gebildet.
Eine Scheibtruhe, eine provisorische Kabeltrommel für die Beleuchtung, standen so da, als wären die Arbeiter gerade in Pause. Die Glasballone dienten zur Wasserbevorratung in den Bereichen wo es keine Wasserleitung gab und war exklusive für die Palais Bewohner gedacht welche über einen privaten Schachtzugang unterm eigenen Hauskeller verfügten. Später wurden diese teilweise, wegen einer Hotelgarage darüber verfüllt.
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