Mitte der 90er Jahre macht eine Gruppe von jungen Filmemachern zum ersten Mal auf sich aufmerksam: Die Regisseure drehen ruhige, ernsthafte Filme, erzählen authentische Geschichten. Sie verbindet ein gemeinsames cineastisches Verständnis – Realität ist ein Schlüsselwort. Die Kinokunst, an der sich die Jungregisseure orientieren, stammt aus der französischen Nouvelle Vague, dem italienischen Neorealismus, sowie der Ära des New Hollywood. Kritiker geben der Filmbewegung bald den Namen „Berliner Schule“, denn deren wichtigste Vertreter Christian Petzold, Thomas Arslan und Angela Schanelec haben fast zeitgleich an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) studiert. Auch in Frankreich wird das neue deutsche Autorenkino – dort bekannt unter dem Namen „Nouvelle Vague Allemande“ – begeistert aufgenommen. Abgebildet wird die Gegenwart, im Zentrum der Filme steht häufig das Leben in der Provinz. Nach der Wende 1989 rückt das wiedervereinigte Deutschland in den Fokus des Schaffens der jungen Filmemacher. Charakteristisch ist die emotionale Distanz und der Minimalismus der Filme. Erste Erfolge verzeichnet die Gruppe mit Christian Petzolds „Die innere Sicherheit“ (2000) und Thomas Arslans „Geschwister - Kardesler“ (1997). Mit Angela Schanelecs Film „Marseille“ (2004) gelingt der Gruppe schließlich der Durchbruch. 2013 ehrt das Museum of Modern Arts in New York die Berliner Schule mit einer Retrospektive. Spätestens jetzt wird deutlich, dass sich die Berliner Nouvelle Vague einen Platz in der Filmgeschichte gesichert hat. Ihre Filme erreichen längst nicht mehr nur ein deutsches, sondern ein internationales Publikum.
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