[ Ссылка ] Mehr als 42 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht - ob innerhalb ihres Heimatlandes oder in Nachbarstaaten. Die Hilfe für sie kommt an ihre Grenzen. António Guterres, der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, spricht von "Leid epischen Ausmaßes" und warnt: Insbesondere in Afrika könnten neue Krisenherde hinzukommen.
Michel Santos, euronews: "Herr Guterres - das fünfte Jahr in Folge zählt die Welt mehr als 42 Millionen Flüchtlinge. Was müssen wir daraus ableiten?"
António Guterres, UN-Flüchtlingskommissar: "Ich sehe da eine Kombination aus zwei Faktoren. Zum einen die Vervielfachung neuer Krisen: Seit Anfang 2011 die Elfenbeinküste, Libyen, Jemen, Syrien, das Horn von Afrika, Somalia und in jüngerer Zeit Sudan-Südsudan und Mali. Gleichzeitig dauern ältere Krisen an: Afghanistan geht weiter und weiter, Somalia, die Demokratische Republik Kongo. Und mehr als siebzig Prozent der Flüchtlinge weltweit sind schon seit über fünf Jahren auf der Flucht."
euronews: "Wirken sich die weltweiten Wirtschaftsprobleme auf die Hilfen für Flüchtlinge aus?"
António Guterres: "Die weltweite Wirtschaftskrise hat zwei Auswirkungen: Sie reduziert einerseits die humanitäre Hilfe, ist andererseits in vielen Fällen aber auch der Auslöser für Instabilität und Konflikte. Es gibt da zum Beispiel einen klaren Zusammenhang zwischen hohen Lebensmittelpreisen und sozialer Instabilität in den Städten."
euronews: "Mehr Bedarf an Hilfe, aber weniger Geld - wie geht der UN-Flüchtlingskommissar damit um?"
António Guterres: "Zurzeit haben wir drei akute, große Flüchtlingskrisen gleichzeitig: Syrien, Sudan-Südsudan und Mali. Das zwingt uns natürlich, so viele Leute wie möglich dafür einzusetzen, bei unseren Partnern mehr Mittel zu erbitten. Finanzmittel sind der Schlüssel. Wir sind in einer extrem schwierigen Lage, auf die Bedürfnisse so vieler Menschen reagieren zu können. Ich muss sagen, dass wir gerade menschliches Leid epischen Ausmaßes miterleben."
euronews: "Fast täglich kommen syrische Flüchtlinge über die Grenzen in die Nachbarländer. Meinen Sie, dass der UN-Sicherheitsrat mehr tun sollte, um dem vorzubeugen?"
António Guterres: "Wir als UNHCR können nicht politisch agieren. Aber natürlich sehen wir, dass es da keine humanitäre Lösung gibt, die Lösung ist immer eine politische. Wenn man anschaut, was heute auf der Welt geschieht, dann sieht man leider, dass die internationale Gemeinschaft nur begrenzte Möglichkeiten hat, Konflikten vorzubeugen oder diese zeitig zu lösen."
euronews: "Der Exodus der syrischen Bevölkerung verstärkt den Druck auf die Nachbarstaaten. Wer zahlt für die Flüchtlingshilfe dort?"
António Guterres: "Das hängt vom jeweiligen Land ab. Die Türkei hat die Verantwortung übernommen und sorgt selbst für Schutz. In Libanon und Jordanien arbeiten wir mit den beiden Regierungen und örtlichen Behörden zusammen, aber auch mit anderen UN-Einrichtungen, dem Roten Halbmond, dem Roten Kreuz und regierungsunabhängigen Organisationen, und die Geldgeber der internationalen Gemeinschaft unterstützen uns, damit die Menschen die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Ich denke, der Fall Syrien ist allen bewusst. Sehr viel schwieriger ist es beispielsweise mit Mali. Wir haben da doppelt so viele Flüchtlinge wie in Syrien."
euronews: "Wer ist das größte Sorgenkind für das UNHCR in Afrika?"
António Guterres: "In Afrika haben wir derzeit mehrere Krisen, aber ich würde vor allem vier hervorheben: Sudan-Südsudan, mit 190.000 Flüchtlingen aus Sudan, die nach Südsudan und Äthiopien geflohen sind. Dann Somalia, mit einer Million somalischen Flüchtlingen in Kenia, Dschibuti, Äthiopien und Jemen. Die Demokratische Republik Kongo: In deren Osten werden wohl die derzeit schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Die Lage der Frauen - Vergewaltigungen - ist entsetzlich, dramatisch. Dann Nord-Mali: Dort gibt es einen bewaffneten Aufstand, Waffen und Kämpfer kommen aus Libyen, es kämpfen verschiedene Rebellengruppen gegeneinander - regionale, säkulare Bewegungen, örtliche radikalislamische Gruppen, Boko Haram aus Nigeria. Ich sehe die Gefahr, dass wir dieselben Krisen haben werden von Libyen bis Nigeria, von Mauretanien bis Somalia - und deren Auswirkungen auf den Frieden und Sicherheit weltweit können sehr, sehr dramatisch sein."
euronews: "Reagiert die Welt angemessen auf den Hunger und die Dürren am Horn von Afrika?"
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