Don Giovanni liebt die Frauen. Nicht eine, zwei oder drei, sondern einfach alle Frauen. Deshalb wäre die Treue zu einer Betrug an allen anderen. So lebt Don Giovanni vollkommen frei, ohne Moral, ohne Skrupel und ohne Gesetze, von einem Abenteuer zum nächsten. Nach der Eroberung ist vor der Eroberung. Die betrogenen Frauen werden von seinem Diener Leporello ordentlich in ein Register eingetragen, damit die Nachwelt sie noch zählen kann. Allein in Spanien sind es schon 1003 gewesen!
Wenn sich der Vorhang zu Mozarts „Don Giovanni“ öffnet, hat der letzte Tag des Titelhelden begonnen. Ein Tag wie jeder andere, voller Betrug, Lügen, falscher Schwüre und der Aussicht auf Vergnügen. Doch es passiert Unvorhergesehenes: Don Giovanni tötet beim Verlassen von Donna Annas Schlafzimmer deren Vater, der sich ihm in den Weg stellen und ihn enttarnen will. Nun ist Don Giovanni außerdem ein Mörder, der noch dazu über das steinerne Standbild seines Opfers höhnt.
Es ist der Mythos des „Steinernen Gastes“, der Don Juan /Don Giovanni so berühmt machte und den bereits Tirso de Molinas spanisches Drama „El burlador de Sevilla o convidado de pietra“ (1619) im Titel trägt. Der Steinerne Gast, der die Einladung zum Gastmahl annimmt, läutet die letzte Stunde des Helden ein, nicht ohne ihn vorher zur Reue aufzufordern. Aber Don Giovanni bereut nicht, lieber fährt er zur Hölle.
„Il dissoluto punito“ – „Der bestrafte Wüstling“, hat der Textdichter Lorenzo da Ponte seine Don Juan-Oper überschrieben, und Wolfgang Amadeus Mozart eröffnet schon die Ouvertüre in donnerndem d-Moll mit einem schaurigen Blick ins lodernde Höllenfeuer, um schlagartig in strahlendes D-Dur zu wechseln, mit dem Don Giovannis herrliches Leben vorüber zieht. Freude und Schrecken, Leben und Tod, Himmel und Hölle stehen in dieser Oper direkt nebeneinander. Mozarts berühmte Oper, uraufgeführt 1787 und später als „Oper aller Opern“ bezeichnet, hat einem barocken Mythos zum romantischen Helden verwandelt: Ein spanischer Edelmann aus höchsten Kreisen, von dem niemand weiß, dass er in Wahrheit ein Verbrecher ist, stolz, skrupellos, unerschrocken. Ein Mensch, dem kein anderer widerstehen kann, und der sich mit dem Übermenschlichen misst. Doch in Mozarts Oper kommen auch die Frauen zu Wort, die ihm verfallen, seiner Gewalt ausgesetzt sind, die ihn lieben, hassen und bekämpfen – und anderen Männern vorziehen.
Musikalische Leitung - Rasmus Baumann
Inszenierung und Bühne - Ben Baur
Kostüm - Uta Meenen
Chor - Alexander Eberle
Licht - Mariella von Vequel-Westernach
Dramaturgie - Stephan Steinmetz
Mit
Don Giovanni - Piotr Prochera
Donna Anna - Alfia Kamalova
Don Ottavio - Ibrahim Yesilay
Komtur - Dong-Won Seo
Donna Elvira - Petra Schmidt
Leporello - Urban Malmberg
Masetto - Michael Dahmen
Zerlina - Bele Kumberger
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