Das erste Wolfsrudel in unmittelbarer Nähe der Wildnisschule Hoher Fläming wurde 2009 offiziell bestätigt.
Im Jahr 2011 stieß ich zum ersten Mal auf eine große, hundeähnliche Fährte und wollte wissen, ob es sich um einen Wolf oder einen Haushund handelte. Seit diesem Tag hat mich die Faszination für Wölfe nicht mehr losgelassen.
Es war der Beginn einer langen gemeinsamen Reise durch die Weiten des Naturparks Hoher Fläming. Inzwischen spüre ich eine starke Verbindung zu den Wölfen meiner Umgebung. Mir gelangen tiefe Einblicke in ihr oft verborgenes Leben. Trotzdem taucht bei jeder neuen Spur, bei jedem neuen Zeichen ein Meer von Fragen auf.
Wölfe spalten unsere Gesellschaft wie kaum eine andere Tierart. Es gibt Menschen, die sie lieben, und Menschen, die sie hassen, und natürlich in Menschen, die die Facetten nutzen, die zwischen diesen beiden Extremen liegen. Manche hören den uralten „Ruf der Wildnis“. Andere fühlen sich in ihrer Existenz bedroht.
Seit 2012 verfolge ich mit meinem guten Freund Greg und vielen anderen Fährtenlesern die Spuren der Wölfe mit der Frage, wer diese Geschöpfe wirklich sind?
Wir haben beobachtet, wie sich die Tiere 150 Jahre nach ihrer gezielten Ausrottung durch uns Menschen in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft wieder heimisch gemacht haben.
Wir nutzen dabei in erster Linie die Kunst des Trackings. Das bedeutet zahllose Stunden in den Wäldern Brandenburgs, auf der nie endenden Suche nach Antworten.
Ist ein friedliches Zusammenleben trotz unserer heutigen unterschiedlichen Bedürfnisse noch möglich? Immer wieder hört man das Argument, dass unser Land zu dicht besiedelt ist. In Landschaften, in denen der Wolf nie ausgerottet wurde, leben jedoch auch Menschen. Dort gibt es ebenfalls Familien, Hundebesitzer, Nutztierhalter, Jäger. Irgendjemand lebt immer in direkter Nachbarschaft mit den Wölfen. Warum soll ein Nebeneinander nicht auch hier möglich sein?
Die Rückkehr des Wolfes zeigt uns einerseits die fortschreitende Entfremdung des Menschen von unserer Mutter Erde und andererseits die Wiederentdeckung einer jahrtausendelangen Freundschaft zwischen Mensch und Wolf. Hier im Fläming sind wir wieder zu direkten Nachbarn geworden. Eine Nachbarschaft, die nicht immer konfliktfrei ist und wahrscheinlich auch nie sein wird. Wie eigentlich in jeder Beziehung, oder?
Häufig stoßen wir beim Spuren lesen auf ein interessantes Phänomen. Wenn wir Fährten gefolgt sind und am nächsten Tag zu den gleichen Plätzen zurückkehren, finden wir frische Wolfsspuren in unseren Abdrücken. Manchmal finden wir frische Spuren erst viele Kilometer entfernt von der Wildnisschule. Ein oder zwei Tage später sind Fährten des gleichen Rudels, direkt an unserem Platz zu finden. Diese Situationen sind uns zu oft passiert, um sie einfach als Zufall abzutun. Für mich ein Beleg, dass das Interesse aneinander auf beiden Seiten besteht.
Am Ende stellt sich für uns immer wieder die gleiche Frage: „Wer liest hier eigentlich wessen Spuren?“
Dank der Wölfe lernen wir Spurenlesende alle anderen tierischen und pflanzlichen Nachbarn immer besser kennen, beginnen zu verstehen wie Fauna, Flora und Landschaft zusammenspielt.
Nicht zuletzt lernen wir mehr über uns selbst. Als Individuum, als Fährtenleser und Wildnispädagoge. Gemeinsam befinden wir uns auf einer nie endenden Reise.
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