Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Heinz Schilling hat bis 2010 an der Humboldt-Universität zu Berlin Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit gelehrt. Publikationen zur vergleichenden Geschichte Europas; zu Reformation und Konfessionalisierung; Stadt und Bürgertum; Migration und Minderheiten; zur politischen Theorie und den internationalen Beziehungen. – Zuletzt: »Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs«, 4. Aufl. München 2017 (zahlreiche Übersetzungen); und »1517. Weltgeschichte eines Jahres«, 4. Aufl. München 2017 (italienische und chinesische Übersetzung); »Kaiser Karl V. Der Kaiser, dem die Welt zerbrach«, München 2020 (bislang ital. Übersetzung).
Karl V. ist der mächtigste Herrscher seiner Zeit – und der ohnmächtigste zugleich. In seinem Reich geht die Sonne nicht unter, doch nach seinem Willen formen kann er es nicht. Ebenso wenig gelingt es ihm, die große Kirchenspaltung aufzuhalten, mit der die Einheit der Christenwelt
zerbricht. Das heroische Ringen des Kaisers mit den Fliehkräften seiner Zeit, ebenso wie sein Entschluss, aller Macht zu entsagen und sich in die Einsamkeit der spanischen Estremadura zurückzuziehen, lassen sich nur durch eine Neudeutung verständlich machen. Dazu ist Karl sowohl aus der eingefahrenen protestantischen Deutung als intellektuell wie religiös
zweitrangiger Gegenspieler Luthers zu befreien, wie aus der anachronistischen Vereinnahmung durch den Habsburger Mythos des 19. Jahrhunderts. Es ist die politisch wie kulturell, vor allem religiös, große Kultur Burgunds, die ihn prägte – der »Herbst des Mittelalters« (Johan Huizinga), der wie kaum in einer anderen Region Europas zugleich die Wege in die
Neuzeit vorbereitete.
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