Die Habsburger waren eine gediegene, strikten Traditionen verpflichtete Herrscherfamilie. Apart und geschliffen gaben sie die Aushängeschilder der Donaumonarchie. Doch im Schatten des Thrones gab es auch die schwarzen, verrückten und verliebten Schafe der Familie. Gekennzeichnet durch schräge Charaktere, eigenartige Vorlieben oder ungewöhnliche Freizeitbeschäftigungen. Die neue Dokumentation von Christian Papke spürt für „Erbe Österreich“ den habsburgischen Sonderlingen, ihren Lieblingsplätzen und bemerkenswerten Biographien nach.
Das liebe Geld. Auch wenn man meinen möchte, dass ein Herrscherhaus über unbegrenzte Mittel verfügen müsste, machte es den Habsburgern zuweilen das Leben schwer. Umso leichter fiel es manchen Mitgliedern des Herrscherhauses, das Geld mit beiden Händen auszugeben. Seine Träume zu realisieren und seinen Neid auf den herrschenden Bruder Franz Josef zu kompensieren, ließ sich Erzherzog Ferdinand Maximilian, der spätere Kaiser von Mexiko, einiges kosten. Dass seine Vorfahren aufgrund zahlreicher Kriege unter chronischen Geldnöten litten, ist bekannt. Dass man aber in der Hofburg trotz nicht unbeträchtlicher Apanagen, Gehälter, Reichtümer so wie Kaiserin Zita um Wohnbeihilfe ansuchte, ist wohl weniger geläufig. Vor allem die Affären und Unsittlichkeiten, die spätestens im 19. Jahrhundert zunahmen oder zumindest öffentlich wahrnehmbarer wurden, belasteten die Reputation des Kaiserhauses immer stärker.
Eines der Sorgenkinder des Kaisers Franz Joseph war Erzherzog Johann Salvator. Der mit Kronprinz Rudolf befreundete Militär, ein „Lausbub“ so Kulturhistoriker Hannes Etztstorfer, beschloss eines Tages ‚aus seiner Familie auszutreten‘. Er wollte seine Geliebte Milli Stubel, eine Tänzerin an der Wiener Hofoper, heiraten und in den Sonnenuntergang segeln. Allerdings misslang das Manöver, und das Familienmitglied des Herrscherhauses ging unter mysteriösen Umständen wohl bei Afrika samt Schiff und Geliebter unter.
Für einen anderen Skandal sorgte Erzherzog Leopold Salvator. Wie viele der habsburgischen Toskanalinie war er der Marine und Skandalen zugetan. Als er sich eines Tages in die Prostituierte Wilhelmine Adamovic verliebte und diese zu ehelichen gedachte, schickte ihn der Kaiser zunächst in eine Anstalt für Nervenkranke. Doch Leopold blieb bei seiner Entscheidung und heiratete. Scheiterte. Ließ sich scheiden. Heiratete eine zweite Halbwelt-Dame. Schlussendlich heiratete er noch ein drittes Mal. Aber schon längst war er kein Mitglied des Herrscherhauses mehr. Er hatte alle Ansprüche und Privilegien verwirkt.
Genauso wie seine Schwester Luise von Österreich-Toskana. Aus der dynastischen Ehe mit dem Kronprinzen von Sachsen floh sie mit dem Sprachlehrer ihrer Kinder. Sagte sich später auch von ihm los. Heiratete einen italienischen Komponisten, was ebenfalls misslang. Und schon längst war auch sie aus dem österreichischen Erzhaus geflogen.
Nur einer hatte ein Happy-End:
Der in Graz stationierte Feldmarschallleutnant Erzherzog Heinrich verliebte sich in die Sängerin Leopoldine Hofmann, die auch beinah Fenster an Fenster mit ihm wohnte. Um sie ehelichen zu können, trickste er in Bozen zwei Kirchenväter aus, heiratete heimlich und begab sich selbst ins Exil. Groß war die Überraschung, als der Kaiser ihn persönlich wieder in die Familie aufnahm. Schließlich hatte auch seine Majestät selbst mit seiner geliebten Sisi, der Kaiserin Elisabeth eine Frau mit extremem Charakter an seiner Seite, mit der nicht immer gut Kirschenessen war, und die unter anderem eine Reisetoilette in Form eines Delfins mit sich führte. Heinrich jedenfalls führte fortan in Bozen eine zurückgezogene und glückliche Ehe mit seiner Poldi und wurde zum Wohltäter der schmucken Südtiroler Stadt.
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