„Eine Fast schon bizarre PR-Aktion“ sei der Besuch des Chefs der Wagner-Söldnergruppe Prigoschin an der Front gewesen, sagt WELT-Korrespondent Christoph Wanner.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die schwer umkämpfte Stadt Bachmut in der Donbass-Region besucht. Das teilte sein Büro am Dienstag mit und bezeichnete Bachmut als Schauplatz «erbitterter Kämpfe» zwischen den ukrainischen Verteidigern und den russischen Invasionstruppen. Selenskyj habe Soldaten getroffen und mit ihnen gesprochen, hieß es weiter.
Russische Truppen versuchen seit Monaten Bachmut zu erobern. Selenskyjs nicht angekündigter Besuch sollte ihnen offenbar erneut ihre Fehlschläge demonstrieren. «Seit Mai versuchen die Besatzer, unseren Mut zu brechen, aber die Zeit vergeht und Bachmut bricht nicht nur die russische Armee, sondern auch die russischen Söldner, die gekommen sind, um die kaputte Armee der Okkupanten zu ersetzen», sagte er. Die ukrainischen Truppen zeigten sich mutig, widerstandsfähig und stark.
Es wird vermutet, dass Söldner des privaten Militärunternehmens Wagner-Gruppe die Angriffe auf Bachmut leiten. Die Einnahme der Stadt könnte den russischen Truppen den Weg zur Eroberung des gesamten aus den Regionen Donezk und Luhansk bestehenden Donbass ebnen. Putin versprach, mehr Militärgerät und Personal in die umkämpften annektierten Gebiete - neben Donezk und Luhansk Saporischschja und Cherson - zu schicken.
Nicht überprüfbare Videos auf einer russischen Plattform zeigten Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in der Nähe eines Geschützes. Dazu wurde die Mitteilung an Selenskyj verbreitet: «Falls Sie Bachmut noch nicht verlassen haben, ich bin bereit, Sie zu treffen, Prigoschin.» Wo und wann die Videos aufgenommen wurden, war unklar.
Der russische Präsident Wladimir Putin verlieh unterdessen im Kreml Orden unter anderem an die von Moskau ernannten Statthalter der vier im September illegal von Russland annektierten ukrainischen Regionen. Er lobte dabei «Mut und Selbstverleugnung» der Soldaten an der Front und behauptete erneut, Russland sehe sich wie oft in seiner Geschichte mit der Notwendigkeit konfrontiert, seine Souveränität verteidigen zu müssen. Die Spionageabwehr rief der ehemalige KGB-Agent Putin auf, «Verräter, Spione und Saboteure» aufzuspüren.
Das britische Verteidigungsministerium schätzte die russischen Verluste seit Kriegsbeginn auf etwa 100 000 Tote, Verwunderte und Fahnenflüchtige. Besonders das Offizierskorps sei von den Verlusten betroffen, sagte Verteidigungsminister Ben Wallace. «Kein einziger operativer Befehlshaber, der am 24. Februar im Amt war, hat heute noch das Sagen», sagte Wallace im Unterhaus. «Russland hat eine erhebliche Anzahl von Generälen und Befehlshabern verloren.» Zu ukrainischen Verlusten sagte er nichts. Hohe US-Militärs haben diese kürzlich mit ebenfalls rund 100 000 Toten und Verletzten angegeben.
Aus mehreren Gebieten im Osten und Südosten der Ukraine wurden erneut Kämpfe gemeldet. Nach Angaben des ukrainischen Gouverneurs von Donezk, Pawlo Kyrylenko, wurden 19 Städte und Dörfer von russischen Truppen beschossen. Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj, sagte im ukrainischen Fernsehen, sein Gebiet stehe am Rande einer humanitären Katastrophe. Die Einwohner lebten «in Kellern ohne Heizung, Lebensmittel und Medikamente» und müssten ihre Möbel verbrennen, um etwas Wärme zu bekommen.
In Kiew feierten die Menschen eine kleine Rückkehr zur Normalität: Erstmals seit Kriegsbeginn vor zehn Monaten fuhren zwischen zwei zentralen U-Bahn-Stationen wieder Züge. «Es ist das Gefühl, dass wir trotz allem zu der Routine zurückkehren, die wir gewohnt waren», sagte ein 24-jähriger Fahrgast, Denys Kapustin. «Das ist sehr wichtig.»
#russland #ukraine #front
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