In aktuellen Diagnosemanualen wird nicht mehr von ADS gesprochen. Stattdessen gibt es den Sammelbegriff ADHS. ADS heißt dann: ADHS, unaufmerksame Präsentation.
Viele fragen sich: Geht ADS da nicht unter? Was der Sinn dieses Sammelbegriffs ist, dazu mehr in diesem Video. Ich hoffe, dass es auch dazu beiträgt, mehr Aufmerksamkeit für stilles ADHS bzw. ADS zu schaffen!
Infos für Profis und besonders Interessierte:
In diesem Video werden die DSM-5 Kriterien dargestellt, da diese die (Stand 2021) aktuellsten, offiziell publizierten Kriterien sind. Die ICD-10 geht auf die Internationale Konferenz zur 10. Revision des ICD im Jahre 1989 zurück. Seitdem wurden kleinere Modifikationen vorgenommen, eine komplett revidierte 11. Version soll nun 2022 in Kraft treten. In der aktuellen Vorschau des ICD-11 folgen die Kriterien für ADHS demselben Aufbau der Kriterien des DSM-5.
Der Begriff "ADS"
Hier noch ein Zeitstrahl, der es nicht ins Video geschafft hat, wen es trotzdem im Detail interessiert:
- Im ICD-10 von 1989 sowie im DSM-III von 1980 ist noch von "ADS" die Rede.
- Im DSM-IV von 1994 ist der Begriff "ADS" erstmals nicht mehr erschienen, ADHS wurde in drei verschiedene "Typen" eingeordnet: Unaufmerksam, Hyperaktiv-Impulsiv, Kombiniert.
- Im DSM-5 von 2013 wurden die "Typen" in "Präsentationen" unbenannt.
- Im ICD-11, das 2022 erscheinen soll, spricht auch von den drei oben genannten "Präsentationen".
Prävalenz der Präsentationen:
Die im Video genannten prozentuale Anteile der Präsentationen sind etwaige Referenzwerte. Zu meiner Überraschung habe ich keine größeren Studien gefunden, die die Prävalenz der einzelnen Präsentationen beziffern. Kleinere Studien zeigen aber immer wieder dasselbe Muster:
- Am häufigsten ist die "Kombinierte Präsentation" (unaufmerksame und hyperaktiv-Impulsive Symptome kommen beide in relevantem Ausmaß vor)
- Dann kommt die "Unaufmerksame Präsentationen" (ohne ein relevantes Maß an hyperaktiv-impulsiven Symptomen)
- Eher selten ist die Hyperaktiv-Impulsive Präsentation (ohne ein relevantes Maß an unaufmerksamen Symptomen).
Hier drei beispielhafte Studien:
Kooij, 2001: 82% Kombiniert, 11% Unaufmerk., 7% Hyp.-Imp.
Weiss, 2003: 63% Kombiniert, 31% Unaufmerk., 6% Hyp.-Imp.
Adler, 2017: 65% Kombiniert, 21% Unaufmerk., 14% Hyp.-Imp.
Manche Autoren, so auch Kooji (2012) bemerken hierbei, dass es wahrscheinlich ist, dass bei der Unaufmerksamen Präsentation noch eine hohe Dunkelziffer gibt und die Zahlen die Prävalenz für Unaufmerksames ADHS vermutlich eher unterschätzen.
Literatur:
Adler, L. A., Faraone, S. V., Spencer, T. J., Berglund, P., Alperin, S., & Kessler, R. C. (2017). The structure of adult ADHD. International journal of methods in psychiatric research, 26(1), e1555.
American Psychiatric Association (2013). Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders: DSM-5®. Washington, DC: American Psychiatric Pub.
Kooij, J. J., Aeckerlin, L. P., & Buitelaar, J. K. (2001). Functioning, comorbidity and treatment of 141 adults with attention deficit hyperactivity disorder (ADHD) at a psychiatric outpatient department. Nederlands tijdschrift voor geneeskunde, 145(31), 1498-1501. Zitiert nach: Kooij, J. S. (2012). Adult ADHD: Diagnostic assessment and treatment. Springer Science & Business Media.
Weiss, M., Worling, D., & Wasdell, M. (2003). A chart review study of the inattentive and combined types of ADHD. Journal of Attention Disorders, 7(1), 1-9.
Vorschau der Kriterien des noch nicht veröffentlichten ICD-11: [ Ссылка ]
Anastasia Ruhrländer, geb. Zhukova
Psychologische Psychotherapeutin
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