Heimatklänge der Region Hannover (569)
Einläuten des Sonntags am Samstagabend um 18 Uhr vom (evangelisch-lutherischen) Glockenturm von Klein Solschen, einem Ortsteil der politischen Gemeinde Ilsede des Landkreises Peine … und Groß Solschen und Klein Solschen am 1. Januar 1964 zur damaligen politischen Gemeinde Solschen vereinigt wurden und seitdem dieser Name auf den jeweiligen Ortsschildern an den Ausfallstraßen der genannten Ortsteile steht.
Vor dem eigentlichem Geläut erklingen nacheinander die sechs Stundenschläge von der außen an der Turmspitze angebrachten Schlagglocke und die neun Vaterunser-Schläge von der im Innern des Turmes befindlichen einzigen Läuteglocke. Zu bemerken wäre, das die erwähnten Uhrschläge von der eingebauten mechanischen Uhr ausgelöst werden, dessen Gewichte einmal in der Woche aufgezogen werden müssen und kein Elektrizitätsanschluß im Turm vorhanden ist. Die Glocke im Innern des Turmes kann also nur per Hand bzw. Seilzug (und im Winter nur bei Kerzen- bzw. Taschenlampenlicht) geläutet werden. D.h., das an jedem Samstagabend kurz vor 18 Uhr und am Sonn- und kirchlichen Feiertagen kurz vor 8 Uhr ein junger Dorfbewohner mit Namen Lukas Burgdorf laut Peiner Allgemeine Zeitung zum Glockenturm kommt, diesen aufschließt und nach den Uhrschlägen jeweils eine Viertelstunde diese Glocke per Seilzug läutet. Auch die jeweilige Umstellung der Turmuhr auf Sommerzeit und umgekehrt auf Winterzeit im Frühjahr und Herbst des Jahres gehört zu seiner Aufgabe. Sollte er mal verhindert sein, übernehmen seine Eltern oder der Vater des alten Küsters die Vertretung.
Beim späteren Verfassen dieser Zeilen und Googeln nach Informationen über diesen Glockenturm im Internet erkannte der Glockenaufzeichner den erwähnten Glöckner von Notre Dame äää Klein Solschen i.ü. die in der PAZ abgebildete Person sofort wieder, mit dem er noch vor dem Läuten vor Ort ein interessantes Gespräch hatte und tatsächlich heutzutage auch hier in Norddeutschland noch viele Dorfkapellen existieren, deren Geläute noch nicht elektrifiziert sind und gerade zumindest zu den wenigen Gottesdiensten im Jahr sich immer Personen finden, die per Seil die vorhandene Glocke gerne zum Erklingen bringen wollen.
Nach Ende des Geläuts kann man ab 19:00 min./sek. hören, wie die quietschende Turmtür ins Schloß fällt bzw. von ihm abgeschlossen wird. Ebenfalls noch zu erwähnen wäre, das der Aufzeichner des Geläuts diesen Turm bei seiner Radtour durchs Peiner Land schon von weitem sah und erst der Kirche von Groß Solschen zuordnete, aber überraschend vor Ort feststellen mußte, das das zugehörige Kirchenschiff fehlte und zwecks Klärung eine zufällig vorbeikommende Dorfbewohnerin fragte, wo denn die eigentliche Kirche von Solschen sich befindet.
Kirchlich gehörte die Kapellengemeinde Klein Solschen zum Kirchspiel Solschen. Die Kapelle in der Ortsmitte entstammte vermutlich dem 16. Jahrhundert. Sie war um 1860 verfallen und die Gemeinde ließ das Gebäude abreißen. An ihrer Stelle errichtete sie um 1870 einen Glockenturm (angeblich laut Dorfbewohner aus dem Grund, weil man in Klein Solschen das Geläut der großen St.-Pancratii-Kirche in Groß Solschen bei vorherschenden Südwestwinden nicht hören konnte) und erwarb 1921 eine Glocke von der Kirchengemeinde Settmarshausen im heutigen Landkreis Göttingen. Zum 1. Januar 1967 ging die Kapellengemeinde Klein Solschen in der Ev.-luth. St. Pancratii-Kirchengemeinde Groß Solschen auf, die gleichzeitig den Namen „Ev.-luth. St. Pancratii-Kirchengemeinde Solschen“ erhielt.
Die Beschreibung laut Kirchengemeindelexikon: Dreigeschossiger Glockenturm mit quadratischem Grundriss und flach ansetzendem, zu einer achteckigen Spitze ausgezogenem Turmhelm mit Auslegestuhl für Uhrschlagglocke und Uhrgaube, Backsteinbau mit Bruchsteinsockel, um 1870 erbaut. Der Vorgängerbau war eine rechteckige Kapelle mit spitzbogigem Gewölbe und Westturm, an einem Strebpfeiler fand sich die Jahreszahl 1560, welche um 1860 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde.
Das Geläut besteht aus einer Läuteglocke mit Schlagton e2 und Inschrift “Wer mich hört, der säume nicht zu erfüllen seine Pflicht gern zu dienen seinem Gott und dem Nächsten in der Not“. (Bronze, Gussjahr 1843), 1921 von der Kirchengemeinde Settmarshausen gekauft. – Eine Schlagglocke aus Bronze (Ton a2 geschätzt).
(Benutzte Quellen: Wikipedia / Kirchengemeindelexikon.de / www.paz-online.de)
Aufgenommen am 3. Juni 2023 mit einem ZOOM H1 Handy Recorder und mit eigenen Fotos vom Frühjahr 2023 ergänzt.
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