Paula Modersohn-Becker starb 1907 drei Wochen nach der Geburt ihrer Tochter an einer Embolie als Geburtsfolge. Ein Jahr später scheint Rilke endlich mit diesem - seinem längsten - Gedicht zu einer Bewältigung dieses Verlustes zu kommen. Eine inhaltliche Übersicht:
00:08 Immer noch – ein Jahr nach ihrem Tod – drängt sich Paula Modersohn-Becker in Rilkes Gedanken, als ob sie gegenwärtig wäre, als ob sie sich, indem sie „an Dinge stößt“, bemerkbar machen will.
02:03 Wenn sie ihm noch etwas vorzuwerfen hätte, wäre für ihn zu ertragen, doch scheint sie ihn um etwas zu bitten.
02:49 Er fragt sich, ob er für sie reisen soll. Er stellt sich vor, ein fremdes imaginäres Land zu bereisen, um es für sie kennen zu lernen.
04:06 Die Früchte dieses Landes bringen ihn auf ihre Gemälde: Stillleben mit Früchten waren ein wiederholtes Motiv ihrer Malerei.
04:33 Er betrachtet in Gedanken ihr Selbstportrait als Akt. Das Bild wird für ihn zu einem Spiegel, vor dem nicht die bespiegelte Person, sondern allein ihr „Schauen“ steht.
05:07 So wie in diesem Selbstbildnis will er sie erinnern. Sie allerdings drängt sich anders, nämlich so, wie zu Beginn des Gedichtes gesagt, ins Bewusstsein.
05:49 Dieses Erinnern will er nun ertragen, auch wenn sie auf diese Weise nicht da sein dürfte.
06:31 Er will mit ihr zusammen klagen. Sie aber hat ja keine Tränen mehr, weil ihr „Saft“ – ihr Lebensdrang – sich ganz auf das künstlerische Anschaun richtete. Gleichzeitig wird in diesem Abschnitt auf die Schwangerschaft Modersohn-Beckers angespielt.
09:57 Er kehrt zurück zum Thema „Arbeit“, als die er hier auch die Schwangerschaft bezeichnet.
10:35 Paula Modersohn-Beckers Tod als Folgekomplikation ihrer Schwangerschaft und Geburt.
11:58 Der klagende Dichter: Er wünscht sich Gebräuche wie das der Klageweiber, die ihm klagen helfen.
12:46 Angeklagt: der Mann als Vater des Kindes und als derjenige, der sich den Besitz der Frau anmaßt (eine Anspielung auf die Ehe Paulas mit Otto Modersohn, die Rilke gewissermaßen als gegen ihr Künstlerdasein gerichtet ablehnte). Wahre Liebe kennt kein Besitzen, sondern nur Geben.
14:54 Die Parallelen zwischen der Arbeit der Künstlers und dem Lieben der Frauen: Beides vereinte Paula Modersohn-Becker in ihrem Dasein.
15:55 Er will damit abschließen, dass sie statt sich als „äußerer“ Erinnerung bemerkbar zu machen, ihm im Innern eine Hilfe sein soll.
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