UKRAINE-KRIEG: "Er war außer sich!" Chef der Wagner-Söldner ist stocksauer - Putins eiskaltes Kalkül
Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, geht von einer Eroberung der seit Monaten heftig umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut erst im "März oder April" aus - und macht die "monströse Militärbürokratie" in Russland für das langsame Vorankommen verantwortlich. "Ich denke, es wird im März oder April sein", sagte Prigoschin in Videos, die in der Nacht zum Donnerstag veröffentlicht wurden. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko erklärte, sein Land werde sich Russlands Offensive nur im Falle eines ukrainischen Angriffs anschließen.
"Um Bachmut einzunehmen, müssen alle Versorgungswege abgeschnitten werden", sagte Prigoschin in einem der Videos, die im Onlinedienst Telegram veröffentlicht wurden. "Ich denke, wir hätten Bachmut vor Neujahr eingenommen, wenn es nicht diese monströse Militärbürokratie gäbe und wenn man uns nicht jeden Tag Steine in den Weg legen würde", sagte Prigoschin in einem weiteren Video.
Die erbitterten Kämpfe um die östliche Industriestadt sind inzwischen die am längsten andauernden Kämpfe seit dem Beginn der russischen Offensive vor bald einem Jahr. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte im vergangenen Jahr die Region Donezk, in der Bachmut liegt, für annektiert erklärt. Ukrainische Streitkräfte verteidigen die Stadt jedoch weiter mit großem Einsatz.
Die Putin nahe stehende Söldnertruppe, für die Prigoschin Gefangene aus ganz Russland rekrutiert und ihnen im Gegenzug Amnestie versprochen hatte, hat bei den Kämpfen in der Ostukraine eine wichtige Rolle übernommen. Äußerungen Prigoschins, wonach der Wagner-Gruppe die Landgewinne ohne die Hilfe des russischen Militärs gelungen seien, hatten zu Spannungen mit hochrangigen Militärs geführt. Prigoschin hatte dem russischen Militär vorgeworfen, der Wagner-Gruppe ihre "Siege" stehlen zu wollen.
In der vergangenen Woche hatte Prigoschin erklärt, die Rekrutierung in Gefängnissen sei eingestellt worden. Dies sei für die Wagner-Gruppe ein "Aderlass", sagte er. "Irgendwann wird die Zahl der Einheiten sinken und als Konsequenz auch das Volumen der Aufgaben, die wir ausführen wollen."
Russland verfolgt weiterhin das Ziel, die Energieinfrastruktur der Ukraine durch Drohnen und Raketen lahmzulegen. Kiew erklärte am Donnerstag, 16 von rund zwei Dutzend in der Nacht von Flugzeugen und Schiffen im Schwarzen Meer abgeschossene Raketen abgefangen zu haben.
"Leider schlugen Raketen im Norden und Westen der Ukraine ein", sagte der Stabschef des Präsidenten, Andrij Jermak. Der Gouverneur der Region Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak, veröffentlichte in Onlinediensten Bilder von Feuerwehrleuten in den Trümmern zerstörter Häuser und erklärte, eine 79-Jährige sei ums Leben gekommen.
Indes wächst in der Ukraine die Befürchtung, dass Russland - wie bei der Offensive vor rund einem Jahr - aus dem Norden und auch von belarussischem Territorium aus angreifen könnte. Der mit Kreml-Chef Putin eng verbündete Lukaschenko sagte am Donnerstag jedoch, sein Land werde sich Russlands Offensive in der Ukraine nur dann anschließen, wenn Belarus zuerst von Kiew angegriffen werde.
Der israelische Außenminister Eli Cohen reiste indes nach Kiew, um Präsident Wolodymyr Selenskyj und seinen ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba zu treffen. "Ich bin gekommen, um zu sagen: Israel steht der Ukraine und dem ukrainischen Volk in dieser schwierigen Zeit bei", schrieb Cohen am Donnerstag auf Twitter.
Nach einem Besuch in dem Kiewer Vorort Butscha, dem Schauplatz eines Massakers an ukrainischen Zivilisten, erklärte Cohen: "Wir können nicht gleichgültig bleiben angesichts dieser (...) Bilder und Geschichten von Gräueltaten."
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