Sehr geehrte Damen und Herren,
Professor Gercke hat vor wenigen Stunden seine Untersuchung für das Erzbistum Köln zum Umgang mit sexueller Gewalt der Öffentlichkeit vorgestellt.
Ich habe von Anfang an betont, dass ich die Aufarbeitung sexueller Gewalt im Erzbistum Köln ausdrücklich begrüße und konstruktiv unterstütze. Das galt für die Münchner Untersuchung und das gilt auch für die heute veröffentlichte Untersuchung von Professor Gercke. Da die Vorgänge zum Teil schon viele Jahre zurückliegen und ich nicht über eigene Akten dazu verfüge, erachte ich eine derartige Aufarbeitung für mein eigenes Handeln als sehr bedeutsam, weil es mir heute wie in einem Spiegel mein damaliges Tun vor Augen führt. Ein solcher externer Blick auf die einzelnen Fälle und das gesamte System ist für jede Aufarbeitung unverzichtbar.
Ich habe in meinen verschiedenen Verantwortlichkeiten bei der Aufklärung von sexueller Gewalt in der Kirche immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Ich habe diese schwierige Aufgabe aus der Überzeugung angenommen, dass wir als Institution und ich als Person die Pflicht haben, den Betroffenen Gehör zu verschaffen, die Täter zur Verantwortung zu ziehen und die systemischen Ursachen des sexuellen Missbrauchs aufzubrechen.
Aus dieser Verantwortung heraus habe ich viele Gespräche mit Betroffenen geführt, ihnen aufmerksam zuzuhören und sie zu verstehen versucht. Bei allem war und ist mir bewusst, dass ich dabei Fehler gemacht habe – denn niemand ist fehlerfrei, auch ich nicht. Erst recht mit dem Blick von heute werden mir damalige Fehler bewusst.
Nun liegt die Studie für alle auf dem Tisch. An ihren Feststellungen kann und will ich nicht vorbei. Ich habe die damalige Verantwortung bewusst übernommen und immer gesagt, dass ich mich den Untersuchungen stellen werde.
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Übernahme von Verantwortung Teil unserer Aufgabe ist, um dieses dunkle Kapitel bestmöglich aktiv zu bearbeiten und für alle, zuerst die Betroffenen selber, in eine bessere Zukunft zu kommen. Ich habe mich nie an Vertuschung beteiligt. Ich bin dennoch bereit, meinen Teil der Verantwortung für das Versagen des Systems zu tragen.
Ich muss und will die Konsequenzen aus meinem damaligen Handeln und letztlich damit auch aus den mir zur Last gelegten Pflichtverletzungen ziehen. Ich bedaure sehr, wenn ich durch mein Handeln bzw. mein Unterlassen Betroffenen und ihren Angehörigen neuerliches Leid zugefügt haben sollte.
Vor wenigen Tagen konnte ich den Jahrestag meiner Bischofsweihe am 14. März 2015 hier in Hamburg begehen. Papst Franziskus hat mich in dieses Amt berufen. Um Schaden vom Amt des Erzbischofs sowie vom Erzbistum Hamburg abzuwenden, biete ich Papst Franziskus meinen Amtsverzicht an und bitte ihn um die sofortige Entbindung von meinen Aufgaben.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
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