Doris Salcedo (*1958 in Bogotá) zählt zu den wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart. In ihren gleichermassen poetischen wie zerbrechlichen Objekten, Skulpturen und grossen, ortsspezifischen Interventionen legt sie ihr Augenmerk auf den sich stets wiederholenden Kreislauf von Gewaltakten, Empörung, Erinnerung und Vergessen.
Palimpsest ist den Geflüchteten und Migrant:innen gewidmet, die in den letzten zwanzig Jahren auf der Suche nach einem besseren Leben in Europa bei der gefährlichen Überquerung des Mittelmeers oder im Atlantik gestorben sind. Wie ein historisches Palimpsest besteht auch die begehbare Installation aus sich überlagernden Schriftbildern: In die Steinplatten eingelassene Namen Ertrunkener werden von weiteren Namen überschrieben, die sich aus hervorquellenden Wassertropfen bilden und wieder versickern. Dieses Bild einer «weinenden Erde» ruft die Erinnerung an Menschen wach, die mit ihrem Tod in Vergessenheit zu geraten drohen und ist eine zeitlose wie kulturübergreifende Hommage an die Trauer der Lebenden.
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Doris Salcedo (*1958 in Bogotá) ranks among the most important artists of our time. In her poetic and fragile objects, sculptures and large-scale, site-specific interventions, she hones in on the ever-repeating cycle of violence, outrage, remembrance and forgetting.
Palimpsest is dedicated to the refugees and migrants who over the past twenty years have died attempting dangerous journeys across the Mediterranean or the Atlantic in search of a better life in Europe. Just like an ancient palimpsest, the walk-through installation consists of overlapping scripts: names of the drowned inlaid into the stone slabs are overwritten by further names formed by drops of water that well up and seep away. This image of a “weeping earth” brings to life the memory of those whose death risks consigning them to oblivion and offers a timeless and cross-cultural tribute to the grief and sorrow of the living.
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