Wie sich Hanka Rackwitz ihren Zwangsstörungen stellt
Hanka Rackwitz konnte im diesjährigen Dschungelcamp viele ihrer Phobien und Zwänge offenbar kurzzeitig überwinden. Vielen Zuschauern offenbarte sich eine ganz neue, unerschrockene Hanka, die den meisten bislang als TV-Maklerin von "Mieten, kaufen, wohnen" bekannt war. Bei stern TV sagte sie im Februar, sie wolle ihre Zwänge nun auch im Alltag loswerden - und eine Konfrontations-Therapie angehen, so Rackwitz live im Studio. "Und dann komme ich als eine neue Hanka zurück, die das Leben bei der Wurzel packt. Jawoll!"
Tatsächlich waren ihre Probleme im Alltag schnell wieder zurückgekommen. Bis zuletzt kämpfte Hanka Rackwitz täglich viele Stunden mit ihren Zwangshandlungen, wie sie im vergangenen Jahr bei stern TV berichtete. Sie wusch und desinfizierte sich stundenlang die Hände, kontrollierte in Ritualen, ob ihr Herd ausgeschaltet ist - und aus panischer Angst vor Keimen konnte sie nicht einmal die Klinke der eigenen Haustür anfassen. Eine Therapie ist für die 48-Jährige aber kein leichter Schritt, sagt sie selbst: "Da wartet irgendetwas, das ich gar nicht kenne und dem ich mich ganz neu stellen muss." Das versetze sie in Panik. Sie weiß aber auch, dass die Behandlung in der Schön Klinik Roseneck bei Prof. Dr. Ulrich Voderholzer ihre vielleicht letzte Chance ist, ein normales Leben zu führen.
stern TV hat Hanka Rackwitz kurz vor Beginn der Therapie noch einmal zu Hause besucht. Ihre Zwänge schienen stärker, als je zuvor. Die Abreise in die Klinik am Chiemsee bereitete ihr große Sorgen. Sechs bis acht Wochen sollte die Therapie dauern, dafür benötigte sie allein schon zig Hosen, da Hanka Rackwitz jede Hose in der Klinik nur einmal würde tragen können: "Ich habe meine Hosen durchgezählt, und ich habe bis jetzt erst 22. Ich kann ja nicht eine Hose zweimal anziehen." Ihre nächste Befürchtung: Dort gäbe es nur große Waschmaschinen, in denen auch andere ihre Kleidung waschen – für Hanka undenkbar. Auch von ihren anderen Klamotten glaubt sie, dass sie sie nach der Therapie nicht wieder mit nach Hause bringen würde, weil sie von der Klinik verseucht seien. Es sei denn, die Therapie würde ein Erfolg.
Zu allem Überfluss war am Vortag ihrer Abreise ihr Kater aus der Wohnung entwischt. Hanka konnte "Pitty" zwar wieder einfangen, doch seine Pfoten, die draußen auf dem Boden waren, hatten sie berührt und "kontaminiert". Es folgte eine Kettenreaktion: Hanka Rackwitz war von einer Sekunde auf die andere nicht mehr ansprechbar, prüfte panisch, ob ihre Haut irgendwo eine Wunde hat, durch die Keime hätten eintreten können. Dann wusch und desinfizierte sie sich minutenlang und bekam vor laufender Kamera einen Panikanfall. Nur mit ihrem Waschritual konnte sie sich wieder beruhigen: "Ich muss so lange meine Hände waschen, bis die Panik nachlässt. Bis die Spannung abebbt.“ Hanka Rackwitz weiß, dass das ritualisierte Waschen übertrieben und sinnlos ist, dennoch kann sie es nicht stoppen.
Als sie endlich ans Packen denken konnte, durften ihre Koffer nur im Badezimmer liegen, dem "reinsten" und damit sichersten Ort der Wohnung. Das Bad ist Hankas Heiligtum. Hier darf niemand eintreten – nicht einmal ihre geliebten Katzen. Alle ihre Kleidungsstücke hat sie im Bad auf Kleiderständern hängen, damit sie sie nach dem Duschen noch in der Badewanne stehend greifen und anziehen kann. Mit ihrem Verstand begreift Hanka Rackwitz, dass keine echte Gefahr besteht, doch ihre Zwänge siegen und beherrschen die jeweiligen Situationen. "Irgendwie ist das wie so ein geliebter Feind, dieser Zwang", erklärt sie. "Das ist wie was Vertrautes, was dir mit der Zeit eine gewisse Sicherheit gibt. Das ist so eine Konstante, eigentlich die einzige Konstante in meinem Leben."
Der Tag ihrer Abreise: ein Desaster. Eigentlich hatte Hanka Rackwitz um 9:30 Uhr von Mücheln Richtung Prien am Chiemsee starten wollen. Doch ihre Abfahrt verzögerte sich immer wieder. Hanka kontrollierte mehrfach alle Fenster, fühlte, ob es einen Luftschlitz gab, dann rüttelte sie genau sieben Mal an jedem Griff. Sieben ist in diesem Fall ihre Sicherungszahl. Typisch für zwangserkrankte Menschen: Bei Stress und seelischem Druck verstärken sich die Zwangshandlungen. Das Kontrollritual beruhigt. Bis Hanka aufbrechen konnte, war es bereits 14 Uhr. Unterwegs auf der Autobahn konnte sie keine Raststätten-Toilette benutzen, suchte sich deshalb Abfahrten, wo sie "wild" pinkeln konnte. Sie findet für vieles eine Lösung – doch das kostet eben Zeit.
stern TV, 12.07.2017, RTL
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