Die Fußball-Profis Nils Petersen vom SC Freiburg und Anton Stach vom FSV Mainz 05 haben am Samstag abwechselnd eine Bezirksliga-Partie im rheinhessischen Nierstein geleitet.
Um 14:57 Uhr ertönt die Pfeife von Anton Stach zum ersten Mal. Der VfR Nierstein führt den Anstoß aus, das Spiel beginnt. Das hat also schon mal geklappt. Wenn auch ein bisschen verfrüht. Eigentlich hätte das Spiel erst um 15 Uhr beginnen sollen. Sei's drum.
Nach rund zwei Minuten ertönt Stachs Pfeife zum zweiten Mal. Foul gegen die Hausherren. Stach steht gut, erkennt den Regelverstoß sofort. Beschwerden von Seiten des TSV Mommenheim gibt es keine. Man benimmt sich, in Gegenwart des Bundesliga-Profis.
Vor allem das Benehmen von Amateurspielern fügt der Schiedsrichterei im Amateurbereich derzeit großen Schaden zu. Immer häufiger kommt es zu Drohungen und sogar Gewalt gegen Schiedsrichter in den unteren Ligen. Die Spielabbrüche häufen sich, dafür geht die Zahl der Amateurschiedsrichter eklatant zurück. "Es gibt bedenkliche Entwicklungen", so Bundesliga-Schiedsrichter Deniz Aytekin, der die Aktion in Nierstein begleitet und die Fußball-Profis im Vorfeld coacht.
Um dem "Unparteiischen-Schwund" im Amateurbereich entgegenzuwirken und Werbung für die Schiedsrichterei zu machen, stellen sich der Freiburger Stürmer Nils Petersen und der Mainzer Mittelfeldspieler Anton Stach am Samstag als Schiedsrichter in der Bezirksliga zur Verfügung. Je eine Halbzeit des Spiels zwischen dem VfR Nierstein und dem TSV Mommenheim sollen die beiden Bundesliga-Profis dabei pfeifen - unterstützt und angeleitet von Bundesliga-Schiedsrichter Deniz Aytekin. Keine einfache Aufgabe, wie alle im Vorfeld betonen.
Für Halbzeit zwei darf dann der beste Torschütze der Freiburger Vereinsgeschichte aufs Feld. "Mit Demut und Respekt" wolle er die Sache angehen, hatte Nils Petersen vor dem "Experiment" erklärt. Dementsprechend aufgeregt sei er auch gewesen, erklärt Petersen nach der Partie. "Anton hat vor der Partie zu mir gesagt er sei ganz ruhig. Ich dachte schon 'ja Wahnsinn, ich bin nicht ruhig!'. Man merkt während des Spiels wie viel Verantwortung man trägt. Das ist schön, aber auch anstrengend", rekapituliert die Freiburger Nummer 18. Es sei keine einfache Aufgabe, weil man "nie alle zufriedenstellen wird."
Am Ende gewinnt Nierstein mit 6:0. Ein klarer Sieg für die Hausherren. Die Deutlichkeit habe auch zu wenig hitzigen Situationen auf dem Platz geführt, analysiert Petersen. Gut für den Einstand der Schiedsrichter-Neulinge, die in ihrer ersten Partie keine einzige Karte zücken müssen. "Kompliment an beide Mannschaften, sie haben es uns schon leicht gemacht", bedankt sich Nils Petersen nach dem Spiel über die Lautsprecher. Die rund 1.100 Zuschauer in Nierstein quittieren das mit Applaus. "Ich würd's wieder machen", grinst Petersen zum Abschluss. Aytekin freut das: "Ich würde das gerne unterstützen", sagt er. Aber vorerst hätten beide Spieler ja noch eine Bundesliga-Karriere vor sich, gibt der 44-jährige Bundesliga-Schiedsrichter zu bedenken. Auf die Schiedsrichter Nils Petersen und Anton Stach wird der DFB also erstmal noch verzichten müssen.
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